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Amtseinführung von Donald Trump für seine zweite Amtszeit: Eine (Video) Analyse

kpeterl

Aktualisiert: 24. Jan.

TL;DR: Nach vier Jahren Pause und einigen juristischen Scharmützeln – Stichwort Kapitolsturm, Lügen über Wahlbetrug und ein Impeachment, das keins war – ist Donald Trump wieder da. Und wie: pompöser, nationalistischer, reaktionärer denn je. Nachdem ich mir die Amtseinführung seines Comebacks in einem Video angeschaut habe, bleibt mir vor allem eins in Erinnerung: Das ist keine Politik mehr, das ist eine theologische Performance. Ein Bericht über die Rückkehr des Messias von MAGA.



Amtseinführung von Donald Trump für seine zweite Amtszeit: Eine (Video-)Analyse

Nach vier Jahren Pause und einigen juristischen Scharmützeln – Stichwort Kapitolsturm, Lügen über Wahlbetrug und ein Impeachment, das keins war – ist Donald Trump wieder da. Und wie: pompöser, nationalistischer, reaktionärer denn je. Nachdem ich mir die Amtseinführung seines Comebacks in einem Video angeschaut habe, bleibt mir vor allem eins in Erinnerung: Das ist keine Politik mehr, das ist eine theologische Performance. Ein Bericht über die Rückkehr des Messias von MAGA.

 

Messianische Selbstinszenierung

 

Wenn Donald Trump spricht, klingt es nicht nach Staatsmann, sondern nach einem Propheten, der direkt mit dem Herrn im Bunde ist. "Ab diesem Moment endet der Niedergang Amerikas", verkündete er mit monotoner Stimme. Die neue Ära ist angebrochen, die Feinde – Mexikaner, Chinesen, Liberale, Klimaschützer und woke Millennials – werden ausgerottet. Trump? Nur ein demütiger Diener Gottes, der gesandt wurde, um das Land zu retten. "Ich wurde von Gott gerettet, um Amerika seine Größe zurückzugeben." Wer das glaubt, glaubt vermutlich auch, dass Taco Bell mexikanisch ist.

 

Doch der Auftakt seiner zweiten Amtszeit geht über die üblichen Übertreibungen hinaus. Trump machte keine Gefangenen. In seiner Rede erklärte er den nationalen Notstand an der Südgrenze, den nationalen Energie-Notstand, und für alle, die noch nicht genug hatten, einen Notstand im Tonfall. Zölle gegen China? Natürlich. Offshore-Bohrungen? Sofort. Steuervergünstigungen für Elektroautos? Weg damit. Ach ja, und das Pariser Abkommen? Ciao, auf ein Neues.

 

Einzug ins Pantheon der Reaktion

 

Die symbolträchtige Zeremonie fand – ganz wie bei Ronald Reagan 1985 – im Warmen statt, weil es draußen so kalt war. Zufall oder Wink des Schicksals? Für seine Anhänger steht fest: Der neue 47. Präsident reiht sich nun würdig neben den 40. ein. Die Basis jubelt. Sie sehen in Trump den Nachfolger der großen konservativen Helden, einen heiligen Krieger, der die amerikanische Gesellschaft, den Staat und die Diplomatie gemäß ihrer Vorstellungen neu formt. Was das konkret heißt? Weniger Vielfalt, weniger Klimapolitik, weniger alles, was nicht mit weißen Männern in Cowboyhüten zu tun hat.

 

Das neue konservative Weltwirtschaftsforum

 

Wo Trump auftritt, darf das Geld nicht fehlen. Und so war die Gästeliste ein Who’s Who der reaktionären Elite. Javier Milei, Argentiniens neoliberaler Posterboy, Giorgia Meloni, Italiens nationalistische Hoffnungsträgerin, und Nayib Bukele, der Twitter-Autokrat aus El Salvador, flankierten Trump bei seiner Amtseinführung. Aber auch Milliardäre wie Rupert Murdoch und Bernard Arnault ließen sich nicht lumpen. Mark Zuckerberg? Der hat sich anscheinend endgültig ergeben und macht jetzt den Hofnarren für MAGA.

 

Die CEOs großer Konzerne, von Google über Meta bis Boeing, zeigten sich spendabel: 170 Millionen Dollar war die Veranstaltung am Ende schwer. In Zeiten, in denen Millionen Amerikaner ihre Heizkosten nicht zahlen können, eine stattliche Summe für ein Event, das vor allem Trumps Ego und die konservative Agenda feierte.

 

Symbolik über alles

 

Trump wäre nicht Trump, wenn er nicht noch ein paar schillernde Symboliken in die Menge werfen würde. So soll der Golf von Mexiko kurzerhand in "Golf von Amerika" umbenannt werden. Für die NASA hatte er auch etwas parat: ein neues Ziel, nämlich den Mars, wo man – natürlich – die amerikanische Flagge hissen werde. Und falls jemand vergessen hat, dass Amerika immer noch großartig ist: Trump drohte nebenbei, den Panamakanal zurückzuerobern. Schließlich hat man ihn ja auch gebaut.

 

Dass all dies nicht mehr wie Politik, sondern wie ein überbordender politischer Kitsch klingt, störte niemanden. Im Gegenteil: Die Botschaft an seine Basis war klar. Wir sind die Guten, die anderen sind die Bösen. Differenzierung, Diplomatie, Realität? Alles überbewertet.

 

Die Rückkehr der Reaktion

 

Natürlich durfte auch der Kampf gegen alles „Woke“ nicht fehlen. Am Gedenktag für Martin Luther King Jr. versprach Trump, „den Traum von Dr. King zu verwirklichen“. Gleichzeitig bereitete er eine Anordnung vor, die sämtliche Maßnahmen zur Förderung von Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion in Bundesbehörden zurücknimmt. Was bleibt, ist ein Amerika, das „great again“ ist – so lange man sich unter „great“ eine postmoderne Fantasie der 1950er Jahre vorstellt.

 

Die große Show

 

Trumps Amtseinführung ist kein politisches Ereignis mehr, sondern eine Mischung aus Zirkus, religiösem Ritual und Reality-Show. Die Botschaft ist eindeutig: Amerika gehört wieder den alten, weißen Männern und ihren Milliardärsfreunden. Der Rest – Migranten, Frauen, Minderheiten, Umweltaktivisten – kann sich warm anziehen. Trump ist zurück, größer als je zuvor. Ob Amerika dieses Comeback überlebt, bleibt abzuwarten.


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