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Antisemitismus in Deutschland – Die unerträgliche Normalität des Hasses

Aktualisiert: 3. Nov.

TL;DR: Antisemitismus in Deutschland erreicht alarmierende Ausmaße, insbesondere nach dem Hamas-Angriff auf Israel im Oktober 2023. Jüdische Menschen in Deutschland sind zunehmend bedroht und erleben eine wachsende Verharmlosung antisemitischer Haltunge



Einige Tage vor dem 86. Jahrestag der antisemitischen Pogrome vom 9. November 1938 steht erschreckend deutlich fest: Der Judenhass in Deutschland hat ein neues Hoch erreicht. Der Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 ist dabei nur Katalysator, keine Ursache – und doch sind die Konsequenzen für die jüdische Bevölkerung gravierend, sichtbar, bedrückend, begleitet von einem beständigen Wachsen an Abwiegelung und Relativierung. Die Verharmlosung antisemitischer Strömungen gehört inzwischen zum Standardprogramm eines Teils der Gesellschaft, in der Judenfeindlichkeit längst als bloßer Ausdruck der Nahost-Solidarität zu entschuldigen ist. Das Zivilgesellschaftliche Lagebild Antisemitismus 13 der Amadeu Antonio Stiftung spricht es klar aus: Seit Oktober 2023 ist die Lage für jüdische Menschen katastrophal. Die sicheren Räume schwinden, israelbezogener Antisemitismus nimmt zu, geschürt von einer perfiden Allianz aus islamistischen und antiimperialistischen Akteuren.

 

In diesen Sog der Heuchelei steigen auch rechte Kräfte, die sich in Relativierung üben und mit verzweifelter Emsigkeit den Nationalsozialismus umdeuten. Hier wird eine Doppelmoral zur Waffe, mit der der deutsche Antisemitismus zur Sache des Fremden und des Migranten erklärt wird. Die eigene Vergangenheit bleibt unberührt, die Täter werden in Opferrollen gedrängt – die jüdische Bevölkerung bleibt dabei die Leidtragende, denn hier wird nicht geschützt, sondern instrumentiert.

 

Die politisch kalkulierte Solidarität ist kaum mehr als ein Alibi. Politiker*innen inszenieren sich als Verfechter der jüdischen Gemeinschaft, während sie antisemitische Taten nutzen, um eine rigide Migrationspolitik zu rechtfertigen. Inmitten eines hysterischen Aufschreis über „migrantischen Antisemitismus“ wird die eigene Rolle ausgeklammert. Es ist eine erbärmliche Strategie, die den Antisemitismus nicht bekämpft, sondern ihn durch rassistische Instrumentalisierung zementiert. Die jüdische Gemeinschaft wird vereinnahmt, um rechte Rhetorik zu legitimieren, die um eine „geläuterte“ deutsche Gesellschaft kreist und keine migrantischen Elemente duldet. Die echte, strukturierte Judenfeindlichkeit der deutschen Dominanzgesellschaft bleibt unangetastet.

 

In einem Land, das die Geschichte seiner Verbrechen kennt, sollte Antisemitismus keine Rechtfertigung für Ausgrenzung sein. Doch der politische Opportunismus nutzt ihn, um die alten Gräben zu erweitern und neu zu beleben. Das spaltet, grenzt aus und spielt in die Hände jener, die von einem neuen Deutschland träumen, das sich als moralisch überlegene Festung wähnt.


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