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Der Präsident als Ramschladen – oder: Wenn Trumps Osterhase Sponsoren sucht

  • kpeterl
  • 25. März
  • 3 Min. Lesezeit

TL;DR:



In den Vereinigten Staaten – jenem Land, das einst den Anspruch erhob, das Licht der Freiheit durch die Welt zu tragen, aber heute nur noch die Leuchtreklame des Kapitalismus exportiert – hat sich der Präsident zu einem wandelnden Werbeträger herabgelassen. Nein, nicht irgendein Präsident. Es ist Donald Trump, jenes goldbemützte Ego-Monument, dessen Verhältnis zur Wahrheit dem von Silikon zur Natürlichkeit gleicht: Man kann daran glauben, aber man sollte es nicht.

 

Was früher ein Kinderfest war – ein etwas biederes Eiersuchen auf dem Rasen des Weißen Hauses –, ist heute ein Business-Event mit „Sponsorenpaketen“ zwischen 75.000 und 200.000 Dollar. Wer genug zahlt, darf sogar mit der Präsidentengattin brunchen – was immerhin mehr Unterhaltung verspricht als die Netflix-Doku über Melanias Garderobe. Willkommen im Freizeitpark „Trumpistan“, wo nicht nur Eintrittspreise kassiert, sondern gleich die ganze Demokratie verscherbelt wird. Der Präsident als Türsteher zur Macht – „PayPal accepted“.

 

Dass Trump seine Präsidentschaft nicht als Amt, sondern als Aktienpaket versteht, überrascht niemanden, der ihm je länger als 30 Sekunden zugehört hat. Schon im Wahlkampf wurde Ölkonzernen offen mitgeteilt, sie hätten für eine Milliarde Dollar einzukaufen – nicht etwa politische Teilhabe, sondern politische Ergebenheit. Und weil auch Bitcoin in Trumps Welt kein Code, sondern nur ein Synonym für „Geld ohne Reue“ ist, darf sich die Kryptobranche inzwischen über wohlwollende Unterstützung freuen: „Crypto Strategic Reserve“ nennt sich das neueste Vehikel zur Umverteilung von Risiken nach unten und Profiten nach oben. Wer es noch moralischer mag, kauft sich einen Coin mit dem Konterfei Melanias – solange der Kurs stimmt.

 

Man muss diesem Mann eines lassen: Er ist nicht nur käuflich – er ist auf geradezu poetische Weise verkaufsbereit. Eintrittskarten zur Amtseinführung? Eine Million Dollar. Visum für Wohlhabende? Fünf Millionen. Menschenrechte für Bedürftige? Unverkäuflich. Das „Land der Freien“ ist unter Trump zum Land der Sonderangebote verkommen – nur eben nicht für alle. Während Asylbewerber in Abschiebelagern verrotten und kolumbianische Flüchtlinge in Gefängnisfabriken verschachert werden, darf der zahlungskräftige Oligarch in der „Trump Card“-Lounge Platz nehmen.

 

Und wie es sich für eine vollends verwirtschaftlichte Gesellschaft gehört, hat auch die Meinungsfreiheit ihren Preis. Die Eliteuniversität Columbia durfte das jüngst erfahren: 400 Millionen Dollar ließ Trump zurückhalten, bis die Hochschule versprach, kritische Studierende künftig wie Dissidenten in einer Bananenrepublik zu behandeln – Beobachtung inklusive. Die Lehre: Wer kein Geld hat, sollte auch keinen Gedanken haben.

  

Natürlich ist Trump kein Einzelfall. Seine Präsidentschaft ist nur der schillerndste Ausdruck eines Systems, das längst alles zur Ware gemacht hat: Bildung, Gesundheit, Gerechtigkeit – und nun eben auch das Präsidentenamt. Seine Wähler, berauscht von der Vorstellung eines „Deals“, erkennen nicht, dass sie selbst das Produkt sind. Denn wo alles käuflich ist, wird auch der Mensch entwertet – es sei denn, er trägt eine Rolex und hat Aktienoptionen im Gepäck.


Trumps Vision von Amerika? Ein Land, in dem das Weiße Haus bald von „Amazon Prime“ präsentiert wird, die Innenpolitik von Uber Eats geliefert und der China Room endlich markengerecht umbenannt wird – vielleicht in „Made in Shenzhen“. Es ist der logische Endpunkt neoliberaler Fantasie: Alles ist marktfähig, sogar die Sprache, die Geschichte, der Staat selbst. L'État, c’est moi – und der Preis ist verhandelbar.

 

Wer geglaubt hat, Freiheit sei ein Ideal, wird nun belehrt: Sie ist ein Premiumprodukt – mit optionalem Goldstatus. Der Mensch? Ein Asset. Die Moral? Ein Betriebsrisiko. Das Einzige, was in diesem Amerika noch geschützt wird, ist das Privateigentum – und auch das nur, solange es auf der richtigen Seite der Kreditlinie steht.

 

So wird aus dem Leitsatz auf der Freiheitsstatue – „Gebt mir eure Müden, eure Armen...“ – ein neues Motto der Trump-Doktrin:„Gebt mir euer Geld, eure Aktien, euren Schweigekodex – und ich lasse euch rein.“


 
 
 

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