TL;DR: Trump demütigt Selenskyj – Die Neue Rechte in Deutschland und Russland jubelt, die AfD feiert. Elsässer, Hoffmeister, Dugin & Co. im Freudentaumel über Trumps Machtdemonstration. Die Neue Rechte träumt von einer Welt ohne Demokratie – mit Trump als Rammbock und Putin als Partner.

Es gibt Ereignisse, die den politischen Charakter eines Lagers entblößen wie ein plötzlicher Lichtstrahl in einer dunklen Kammer. Das jüngste Treffen zwischen Donald Trump und Wolodymyr Selenskyj war ein solches Ereignis. Trump, gewohnt, sich als Imperator des Niedermachens zu inszenieren, brüllte den ukrainischen Präsidenten nieder, warf ihn aus dem Weißen Haus und demonstrierte, was Außenpolitik in seiner Welt bedeutet: Erniedrigung statt Diplomatie. In Moskau stieß man mit Champagner an – und in den rechten Kreisen Deutschlands knallten die virtuellen Korken.
Was sich hier offenbart, ist mehr als eine beiläufige Sympathie für den Trumpismus. Die Neue Rechte in Deutschland – von der AfD bis zu ihren publizistischen Lautsprechern – feiert diesen Eklat nicht einfach, sie vereinnahmt ihn als eigenes Triumphsignal. Wer sich fragte, wo sich die AfD ideologisch wirklich verortet: Hier, genau hier.
Russlands Schadenfreude, Deutschlands Rechte im Freudentaumel
Dass in Moskau Häme und Genugtuung vorherrschten, war so sicher wie das Amen in der orthodoxen Messe. Dmitri Medwedew, mittlerweile Putins inoffizieller Twitter-Troll, jubelte, das „unverschämte Schwein“ Selenskyj habe endlich eine „ordentliche Abfuhr“ erhalten. Maria Sacharowa, die stets bemüht ist, sich an der Grenze zwischen außenpolitischer Sprecherin und Kreml-Provokateurin zu bewegen, triumphierte über die Szene, als hätte Trump gerade persönlich Kiew eingenommen.
Doch die eigentliche Überraschung spielte sich nicht im Kreml, sondern in deutschen AfD-Kanälen und den Telegram-Gruppen der Neuen Rechten ab. Jürgen Elsässer – Deutschlands fleißigster Stichwortgeber für autoritäre Sehnsüchte – krönte Trump nach diesem Auftritt zum „Gold-Platin-Medaillen“-Träger der politischen Vernichtungskunst.
Der neurechte Eurasien-Schwärmer Constantin von Hoffmeister hingegen zog sich in die sprachliche Sphäre opernhafter Untergangsdramatik zurück: „Trump wischt sich die Hände ab. ‚Kommen Sie zurück, wenn Sie zum Frieden bereit sind‘, sagt er. Selenskyj huscht davon, der Geruch des Versagens haftet ihm an.“ Kaum verhüllt ist der Subtext: Hier wurde nicht nur ein Präsident, sondern gleich ein gesamtes Land in Grund und Boden gedemütigt – und die deutschen Rechten klatschen Beifall.
Die AfD tut, was sie am besten kann: Sie verkauft Erniedrigung als Widerstand. Kaum war Selenskyj aus dem Weißen Haus geworfen, begannen die offiziellen Parteikanäle, den Vorfall als geopolitischen Wendepunkt zu inszenieren. Der Hashtag „Eklat“ durfte nicht fehlen, ebenso wenig wie die Betonung, dass Selenskyj „ohne Unterschrift“ ging – ein Symbol, das die AfD gerne in die Hoffnung ummünzt, dass die westliche Unterstützung für die Ukraine bald vollständig verdampft.
Doch damit nicht genug. In den Kommentarspalten ging es weiter: Selenskyj als „Bastard“, als „Kiewer Clown“, als „dreistester Lügner der Weltpolitik“. Die Mär von der AfD als „bürgerliche Friedenspartei“ wurde aus der Schublade geholt und mit einer Umfrage garniert, die angeblich beweisen soll, dass die Mehrheit der Deutschen sich vom Engagement in der Ukraine abwenden wolle. Die AfD als „einzige Alternative“, als „kommende Volkspartei“ – die eigene Propaganda in Reinkultur.
Noch deutlicher wird, wie die Partei ihre Rolle sieht, wenn man sich die Worte Jürgen Elsässers ansieht:
👉 „Fritze, du bist jetzt der Nächste im Weißen Haus!“
Ein offenes Stoßgebet an Friedrich Merz, sich endlich Trump unterzuordnen – als müsse der CDU-Chef nur noch auf allen Vieren ins Oval Office kriechen, um in die nächste Ära einzutreten.
Die Wunschliste folgt auf dem Fuß:
Sofortige „Wiederherstellung der Meinungsfreiheit“ (in AfD-Sprech: Abschaffung jeder kritischen Medienkontrolle).
Ein Ende der Finanzierung „des Deep State“ (also der Kampf gegen unabhängige journalistische Arbeit).
Waffenlieferungen an die Ukraine sollen als „feindliche Handlung“ gegen die USA angesehen werden (kurz: AfD-Politik im Einklang mit Moskaus Interessen).
Hier deutet sich an, worauf die deutsche Rechte wirklich setzt: Nicht auf eine „Souveränität“ gegen Brüssel, sondern auf eine geopolitische Neuordnung nach den Wünschen Washingtons – oder Moskaus, je nach Tagesform.
Die Neue Rechte als Transmissionsriemen der autoritären Internationale
Das Narrativ ist nicht zufällig gewählt. Die Neue Rechte sieht sich nicht mehr als rein nationale Bewegung, sondern als Teil eines größeren Projekts: eine „autoritäre Internationale“, in der sich Orbán, Trump und Putin als ideologische Verbündete verstehen und Deutschland als Spielball einer „neuen Weltordnung“ behandelt wird. Dass sich die AfD in diesem Gefüge als ideologisches Anhängsel sieht, ist keine Laune des Zufalls, sondern Teil der politischen Strategie.
Man müsse Deutschland „von der grünen EU-Diktatur befreien“, schreibt Elsässer. Doch wer sind die „Befreier“? Die Antwort ist ein groteskes Potpourri aus Trump, Putin und einer vagen, schwer definierbaren „neutralen“ Macht. Ein neuer Hitler-Stalin-Pakt – nur diesmal von Hobby-Geopolitikern auf Telegram orchestriert.
Der 28. Februar 2025 war ein politischer Schlüsselmoment. Er war ein Symbol für die wachsende Annäherung der extremen Rechten diesseits und jenseits des Atlantiks. Trump warf Selenskyj aus dem Weißen Haus – und die deutsche Neue Rechte sah darin einen Triumph für sich selbst.
Diese Episode zeigt, dass die AfD nicht einfach eine „kritische Stimme zur Bundesregierung“ ist, sondern eine Partei, die aktiv darauf hinarbeitet, Deutschlands außenpolitische Position zu zerstören. Sie nennt sich „patriotisch“, doch ihre größten Verbündeten sitzen in Washington und Moskau. Sie spricht von „Frieden“, doch ihre größte Hoffnung ist die Niederlage der Ukraine – und mit ihr die Schwächung Europas.
Die AfD will Deutschland nicht „retten“. Sie will es umpolen, umformen, in die nächste geopolitische Großintrige stürzen. Ihr Ziel ist nicht Neutralität, sondern Unterwerfung unter eine Welt, in der Trump, Putin und Orbán die Regeln schreiben.
Dass sie diesen Weg mit frenetischem Applaus für eine öffentliche Demütigung beginnt, sollte niemanden überraschen. Wer die Demokratie hasst, beginnt immer damit, ihre Verteidiger zu demütigen – bevor er ihre Institutionen stürzt.
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