TL;DR: „Manipulierte Umfragen! Gesteuerte Medien! Wahlbetrug!“ – Das #BSW leidet nicht an schlechter Politik, sondern an Verfolgungswahn. Wer Wahlen nicht gewinnen kann, erklärt sie halt für ungültig. Trumpismus auf Deutsch. Jammerkrieger unter sich.

Manchmal reicht ein Blick auf die Wortwahl, und das ganze Elend einer Partei offenbart sich. Die einen haben Programme, die anderen haben Paranoia. Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) ist eine Partei der zweiten Kategorie. Und weil es mit realer Politik nicht klappt, kultiviert man den Opfermythos, bis er zum alleinigen Markenkern wird. Die Umfragen? Manipuliert! Die Wahlergebnisse? Getürkt! Die Medien? Gesteuert! Die Meinungsforschung? Ein abgekartetes Spiel! Und die Wähler*innen? Nun, die kommen in diesem Weltbild gar nicht erst vor – es sei denn, sie haben sich von „den Mächtigen“ gegen das BSW aufhetzen lassen.
Die Fake-News-Fabrik des BSW
Sevim Dağdelen, stets bemüht, sich als Märtyrerin einer nicht existierenden Diktatur zu inszenieren, wusste schon 2022, dass Russland keinen Krieg beginnen würde. „Kriegshetze und Lügen“ seien das, was die USA da verbreiteten. Dass Putin sechs Tage später in die Ukraine einmarschierte, ist ihr egal – alternative Realität bleibt alternative Realität.
In diesem Paralleluniversum der „wahren Opposition“ sind schlechte Umfragewerte kein Zeichen mangelnder Zustimmung, sondern ein Komplott der Meinungsforschung. Dağdelen am 21. Februar 2025 auf X (ehemals Twitter):
„Man konnte die Uhr danach stellen und Wetten darauf abschließen: Wie schon bei der Europawahl wird das #BSW von Forsa auch jetzt kurz vor dem Wahltag auf 3 Prozent nach unten gedrückt. Unser Einzug in den Bundestag soll offensichtlich verhindert werden.“
Was, wenn die Umfragen stimmen? Wenn das BSW einfach keiner wählen will? Unvorstellbar! Also flüchten sich ihre Anhänger in die nächstbeste Verschwörungstheorie. Bei YouGov und Insa stünden sie immerhin stabil bei 5 Prozent – was beweist: Wer den richtigen Umfragen glaubt, kann sich seine eigene Realität zusammenbauen.
Alexander Ulrich, BSW-MdB, entdeckt derweil eine neue Front im großen Anti-Wagenknecht-Komplott:
„Wahlmanipulation vom ifo-Institut? Bei einem Vergleich der steuerlichen Auswirkungen der Wahlprogramme hat das ifo-Institut für das BSW Steuersätze und andere Eckzahlen selbst festgelegt sowie einige unserer steuerpolitischen Forderungen einfach weggelassen!“
Verständlich, dass ein wirtschaftspolitisches Märchenbuch ohne belastbare Zahlen für Ökonomen schwer durchzurechnen ist. Aber warum über Fakten nachdenken, wenn man sich als Opfer einer „Elite“ inszenieren kann?
David Schwarzendahl vom BSW Rheinland-Pfalz setzt noch einen drauf:
„Die #Manipulation ist offensichtlich! Unliebsame #Opposition wird herausgeschnitten, Hofknechte wie Die Linke hochgepumpt, weil sie sich ins Kriegsbild wortlos fügen! Heuchler!“
Die eigene Partei versinkt in der Bedeutungslosigkeit, aber das liegt nicht an fehlender Unterstützung, sondern an finsteren Mächten. Diese Art der Realitätsverweigerung hat einen Namen: Trumpismus.
Trumps Erben: Der BSW-Wahlkampf als Kopie des amerikanischen Wahns
Denn was das BSW hier aufführt, ist nichts anderes als die deutsche Version der „Stop the Steal“-Erzählung. Donald Trump hat vorgemacht, wie man mit Wahlverschwörungen eine Partei zusammenhält, die auf der Suche nach realen Erfolgen scheitert. Umfragen? Gefälscht! Wahlbetrug? Immer gegen ihn! Die Republikaner waren 2012 „betrogen“, 2016 „im Geheimbündnis erfolgreich“, 2020 wieder „Opfer eines tiefen Staates“. Das BSW macht es genauso.
Albrecht Müller von den NachDenkSeiten, dem Zentralorgan für die Parallelwelt des Empörungsmarketings, verlangt nun eine eidesstattliche Erklärung der Meinungsforschungsinstitute – als ob das Problem nicht das BSW, sondern die Realität wäre. Warum? Weil das BSW in Ostdeutschland mal „zweistellige Ergebnisse erzielt“ habe. Dass ein Strohfeuer nicht ewig brennt? Dass die Partei vielleicht längst ihren Zenit überschritten hat? Alles Teil der Verschwörung!
Die Demokratie als Feindbild
Und so schließt sich der Kreis: Wer Wahlen nicht gewinnen kann, erklärt sie einfach für ungültig. Wer mit Wissenschaft nichts anfangen kann, ruft „Fake News!“. Wer keine Mehrheiten findet, entdeckt „Wahlbetrug“. Wer nicht regiert, behauptet, er werde unterdrückt.
Das ist das politische Geschäftsmodell des BSW. Man hat nichts anzubieten außer den endlosen Klagen über die eigene Marginalisierung. Man will nicht überzeugen, sondern sich verraten fühlen. Es geht nicht darum, Wahlen zu gewinnen – es geht darum, sich als Opfer eines Staatsstreichs zu inszenieren.
Während andere Parteien um Stimmen kämpfen, kämpft das BSW gegen die Realität. Und diesen Kampf wird es – hoffentlich – am 23. Februar 2025 verlieren.
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