TL;DR: Die Krise ist inszeniert, Gewerkschaften werden geschwächt, und die Grünen vergessen die soziale Gerechtigkeit. Die Linke? Schweigt. Was bleibt? Der Traum eines ökologischen Sozialstaats – unerreichbar ohne Mobilisierung der Ausgebeuteten. Kapitalismus zerstört Zukunft.
Dieser Beitrag basiert auf dem Interview von Anja Krüger und Pascal Beucker mit Klaus Dörre, „Die Krise ist teilweise inszeniert“, erschienen in der taz am 31.12.2024. Er greift Dörres zentrale These auf, dass es aktuell keine linke Partei gibt, die Hoffnung neu mobilisiert, und analysiert, warum eine „linksgrüne“ politische Kraft fehlt, die ökologische Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit glaubhaft verbindet.
Die Krise ist inszeniert, Gewerkschaften werden geschwächt, und die Grünen vergessen die soziale Gerechtigkeit. Die Linke? Schweigt. Was bleibt? Der Traum eines ökologischen Sozialstaats – unerreichbar ohne Mobilisierung der Ausgebeuteten. Kapitalismus zerstört Zukunft.
Die große Inszenierung: Wie die Krise geplant wird
Der Kapitalismus ist ein Meister der Inszenierung. Während Manager ihre Boni kassieren und Unternehmen Gewinne maximieren, wird die „unvermeidbare Krise“ als Naturgesetz verkauft. Dabei ist sie, wie Klaus Dörre treffend feststellt, „teilweise inszeniert“. Die Pandemie mag als Initialzündung gedient haben, doch die eigentlichen Pläne – Standortschließungen, Verlagerungen, die Schwächung der Arbeiter*innen – lagen längst in den Schubladen. Ford in Saarlouis mit seinen 5.000 Beschäftigten ist nur ein Beispiel unter vielen. Willkommen im Theater des Kapitals, wo der Abbau sozialer Errungenschaften als alternativlos präsentiert wird.
Doch die Krise ist mehr als eine bloße Inszenierung. Sie ist ein Angriff auf das, was Dörre als „Konfliktpartnerschaftsmodell“ beschreibt. Einst garantierten Gewerkschaften und Betriebsräte soziale Stabilität – man erinnere sich an die Kurzarbeit während der Finanzkrise 2007/2009, die massenhafte Arbeitslosigkeit verhinderte. Heute hingegen wird der Einfluss der Gewerkschaften als überkommen dargestellt, ihre Rolle im „deutschen sozialen Kapitalismus“ als Hindernis für die Wettbewerbsfähigkeit. In Wahrheit ist es ein gezielter Tabubruch: Die Tarifmacht der Arbeiter*innen soll gebrochen werden, um den Weg für eine angelsächsische Niederwerfungsstrategie freizumachen. Die Ampel-Regierung? Sie schaut in Teilen – ein Nachtwächter, der lieber die Laterne ausbläst, als Alarm zu schlagen.
Grüne Politik: Weder ökologisch noch gerecht
Und was machen die Grünen in dieser Krise? Sie scheitern grandios daran, soziale Gerechtigkeit mit ökologischer Nachhaltigkeit zu verbinden. Die Pendlerpauschale, ein Relikt vergangener Tage, wird nicht angetastet – obwohl sie vor allem Wohlhabende begünstigt, die im Grünen wohnen und jeden Morgen im SUV zur Arbeit fahren. Gleichzeitig belastet der CO₂-Preis überproportional die kleinen Portemonnaies, während die Reichen verschont bleiben. Wie Dörre sagt: „Die kleinen Portemonnaies werden am stärksten belastet.“ Eine gerechte Klimapolitik? Fehlanzeige. Stattdessen, unter Führung der FDP eine „ökologische Konterrevolution“ der Ampel Regierung, die den Armen nicht nur ihre Zukunft, sondern auch ihr Vertrauen in die Politik raubt.
Das linke Vakuum und die Hoffnung auf Wandel
Und die Linke? Schweigen. „Niemand traut der Linken […] noch zu, dass sie an den als ungerecht empfundenen Vermögens- und Einkommensverhältnissen etwas zu ändern vermag“, so Dörre. Und warum auch? Während die AfD soziale Wut in rassistische Ressentiments umwandelt, bleibt die Linke intellektuell und politisch handlungsunfähig. Sie schafft es nicht, die ökologische Frage als soziale zu begreifen – und umgekehrt. Eine CO₂-Steuer könnte durch ein Energiegeld kompensiert werden, das die Armen tatsächlich entlastet. Doch stattdessen schweigt die Linke – und überlässt das Feld den Rechtspopulisten.
Was bleibt? Der Traum eines ökologischen Sozialstaats. „Je größer der ökologische Fußabdruck – der steigt mit Einkommen und Vermögen – desto größer muss der Anteil sein, den jemand leistet für den sozial-ökologischen Umbau“, schlägt Dörre vor. Doch wer soll diesen Traum verwirklichen? Die Grünen sind zu elitär, die SPD marginalisiert, die Linke ein Schatten ihrer selbst. Vielleicht ist es an der Zeit, die Hoffnung nicht in Parteien, sondern in die Mobilisierung und Selbstorganisation der Ausgebeuteten und Unterdrückten zu setzen.
Die Krise ist kein Naturgesetz. Sie ist Ausdruck eines politischen und ökonomischen Systems, das auf Wachstum um jeden Preis setzt – und dabei die Grundlagen des Lebens zerstört. „Die kapitalistische Produktionsweise ist mit einem ökologisch verantwortlichen Wirtschaften unvereinbar“, lautet das unvermeidliche Fazit. Was es braucht, ist nicht weniger als eine ökosozialistische Wende. Doch bis dahin bleibt die Hoffnung ein ferner Traum – ein Traum, der nur durch gemeinsame Aktion zur Wirklichkeit werden kann.
Das Interviews von Anja Krüger und Pascal Beucker mit Klaus Dörre: https://taz.de/Soziologe-ueber-Deutschlands-Wirtschaft/!6052883/
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