
Die Welt nimmt Abschied von Oded Lifshitz, Shiri Bibas und ihren kleinen Kindern, Ariel und Kfir. Doch es ist kein leiser, stiller Abschied, kein Trauerflor, der mit der Zeit verblasst. Ihr Tod ist eine klaffende Wunde, ein Mahnmal menschlicher Grausamkeit, ein Schrei, der gehört werden muss. Sie waren keine bloßen Opfer, sondern Menschen mit einer Geschichte, mit Hoffnungen und Träumen – Geschichten, die sich nie zu Ende schreiben durften, Träume, die nie Wirklichkeit wurden.
Oded Lifshitz – Ein Leben für den Dialog, verraten von der Realität
Oded Lifshitz war ein Mann, der verstand, dass das Wort schärfer sein kann als das Schwert – und dass es dennoch manchmal nichts nützt. Als Journalist schrieb er gegen das Unrecht an, als Sozialaktivist handelte er gegen die Kälte der Welt. Er war jemand, der sich für Menschlichkeit einsetzte, selbst dort, wo andere längst resigniert hatten. Im hohen Alter von 84 Jahren half er noch immer Palästinensern aus Gaza, medizinische Versorgung in Israel zu erhalten. Er glaubte an Versöhnung – bis ihm die Realität zeigte, dass nicht jeder Dialog zwei Stimmen hat.
Seine Tochter erinnerte daran, dass er die Eskalation kommen sah. Ein unermüdlicher Mahner, der wusste, dass Hass immer einen Preis hat – nur dass er selbst ihn zahlen musste. Am Ende wurde er von denen ermordet, für die er sich einsetzte. Vielleicht das bitterste aller Verdikte.
Shiri Bibas – Eine Mutter inmitten des Grauens
Shiri Bibas war nicht nur eine Tochter, eine Ehefrau, eine Schwester – sie war eine Mutter, die liebte, bis zum letzten Atemzug. Sie hielt ihre Kinder in den Armen, während bewaffnete Männer sie umringten – nicht als Symbol, sondern weil es keinen anderen Ort gab, an dem sie ihre Söhne schützen konnte.
Ihre Geschichte begann in Kibbuz Nir Oz, in einer Gemeinschaft, die für Hoffnung stand. Dort wuchs sie auf, dort verliebte sie sich, dort baute sie mit Yarden Bibas ihr Leben. Ein Zuhause voller Liebe, ein Leben, das einfach hätte sein sollen.
Und dann kamen sie. Am Morgen des 7. Oktober schrieben die Sirenen das letzte Kapitel ihres Lebens. Sie brachte ihre Söhne in Sicherheit – oder das, was sie dafür hielt. Stunden später wurde sie verschleppt. Ihr letztes Bild: Ein verzweifelter Schutz für ihre Kinder, umringt von Feinden. Ein Bild, das um die Welt ging – und doch nicht reichte, um sie zu retten.
Ariel und Kfir Bibas – Zwei kleine Leben, brutal ausgelöscht
Ariel, vier Jahre alt, ein kleiner Wirbelwind mit roten Haaren. Kfir, gerade neun Monate, ein Kind, das kaum begonnen hatte, die Welt zu entdecken. Zwei Jungen, die lachen, spielen und leben wollten – aber nicht durften.
Ihre roten Haare wurden zum Symbol. Nicht, weil es einen Unterschied gemacht hätte – die Welt sah hin, ja, aber sie ließ sie doch sterben. Ariel und Kfir hätten eine Zukunft gehabt. Hätten lernen sollen, hätten rennen sollen, hätten erwachsen werden sollen. Stattdessen wurden sie zu Geiseln. Und dann zu Leichen.
Ein Vermächtnis der Erinnerung – und der Schande
„Zichrono l'bracha“ – Möge ihre Erinnerung ein Segen sein. Das sagt man so, das schreibt sich leicht. Doch die Erinnerung allein reicht nicht. Erinnerung, die nicht zum Handeln führt, ist nur ein leeres Ritual.
Denn es ist unfassbar – nein, es ist abgründig, es ist widerwärtig –, dass es in Deutschland Menschen gibt, die sich als links bezeichnen und dennoch glauben, es sei eine Form des Widerstands, wenn ein neun Monate altes Baby und sein vierjähriger Bruder entführt werden – und nach 500 Tagen in Geiselhaft die Nachricht kommt, man werde sie nun tot zurückgeben.
Wer das als Widerstand versteht, wer Mörder verteidigt, während er sich moralische Überlegenheit an die Brust heftet, der ist nicht links. Er ist nicht progressiv, nicht humanistisch, nicht antifaschistisch. Er ist nichts weiter als ein Mitläufer der Barbarei.
Oded, Shiri, Ariel und Kfir – sie hätten leben sollen. Wir aber müssen mit der Schande weiterleben, dass ihre Mörder Applaus bekommen.
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