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Fabio De Masi: Vom „Antiimperialisten“ Darsteller zum Handlanger Putins

kpeterl

TL;DR: Fabio De Masi, einst Kritiker des Finanzkapitals, nicht des Kapitalismus, heute auch Lautsprecher für Putins Großmachtträume, feiert Trumps Ukraine-Verrat. Querfront-Logik at its best: Antiimperialismus predigen, während man sich mit dem reaktionärsten US-Flügel gemein macht. Dass Er sich nicht schämt.



Nun also wieder Fabio De Masi, dieser tragische Wiedergänger all jener Salonlinken, die einst den Imperialismus anprangerten, um dann schließlich in dessen reaktionärster Form selbst aufzugehen – Hauptsache, es ist der richtige Imperialismus.


Einst Kritiker des Finanzkapitals, nicht des Kapitalismus, heute außenpolitischer Telegram-Influencer für Menschen, denen die „Nachdenkseiten“ zu ausgewogen und RT Deutsch zu differenziert sind, tönt er erneut mit dem moralischen Furor eines Mannes, der sich für unbestechlich hält, aber stets nach den Talking Points des Kremls argumentiert.

 

De Masis Querfront mit Trump: Wenn „Antiimperialismus“ zum reaktionären Reflex wird

 

Nun also die neueste Erkenntnis aus der hochseriösen Außenpolitik-Schule des Herren Fabio De Masi: „Selensky hat keine Schutzmacht mehr und ist ein Kaiser ohne Kleider.“ So frohlockt De Masi, als sei die Ukraine nicht Opfer eines Angriffs, sondern ein verzockendes Casino, das endlich seine Pleite einsehen muss. Dass Russland derweil mit Panzern, Raketen und Deportationen die Bevölkerung terrorisiert – kein Wort. Dass Selensky sich nicht durch Influencer-Vibes, sondern durch demokratische Wahlen und Kriegsführung gegen eine Invasion im Amt hält – geschenkt. Der Tenor ist klar: Die Ukraine solle sich endlich ihrem Schicksal fügen, denn der Westen habe sie ja ohnehin nur zur „Rohstoff-Kolonie der USA“ degradiert.

 

Eine bemerkenswerte Analyse für jemanden, der sich als Kritiker wirtschaftlicher Ausbeutung gibt. Denn wovon spricht De Masi nicht? Davon, dass Russland mit seinen Oligarchen schon vor dem Krieg die Ukraine als billige Gas-Durchleitung und Kornkammer behandelte. Davon, dass Russland nicht nur Land stiehlt, sondern Menschen verschleppt, Wirtschaftsstrukturen zerstört und ganze Regionen zwangsintegriert. Dass Moskau die Ukraine wie eine Kolonie behandelt – nur eben nicht mit Handelsverträgen, sondern mit Bombenteppichen. Aber das wäre ja echte Imperialismuskritik, und an der hat man in Wagenknechts BSW bekanntlich nur Interesse, wenn sie sich gegen die USA richtet.

 

Dass sich die deutsche „Friedenslinke“ mittlerweile in trauter Eintracht mit den dumpfesten Fraktionen des US-Imperialismus wiederfindet, scheint niemanden im Wagenknecht-Milieu zu stören. Während Trump, jener feuchte Traum aller Möchtegern-Realpolitiker, davon schwadroniert, die Ukraine den Russen zu überlassen, damit „es endlich aufhört“, klatscht De Masi Beifall. Dass Trump damit nicht nur Putin, sondern auch die wirtschaftliche Ausplünderung der Ukraine durch westliche Konzerne beschleunigt, ist dabei nur eine ironische Pointe: De Masi jammert über eine „Rohstoff-Kolonie der USA“ und fordert im selben Atemzug eine Politik, die genau das erst möglich machen würde.

 

Aber es geht nicht um Fakten, es geht um Haltung. Und Haltung heißt hier: Wenn die USA etwas tun, ist es schlecht, wenn Russland dasselbe mit Kriegsverbrechen garniert, ist es „Geopolitik“. Dieser intellektuelle Bankrott ist so offensichtlich, dass man ihn sich fast schönreden muss, um ihn zu ignorieren.

 

Die Mär vom „verantwortlichen Politiker“ und das Märchen vom Hochpokern


Doch De Masi wäre nicht De Masi, wenn er nicht noch eine moralische Volte schlagen würde. Ein „verantwortlicher Politiker“, so belehrt er seine Leser, müsse wissen, wann man pokert und wann man aufhören müsse. Und mit „aufhören“ meint er natürlich: kapitulieren.

 

Hier wird die Friedensrhetorik endgültig zur Karikatur. Denn wo hört „Verantwortung“ in dieser Logik auf? Sollten die Franzosen 1940 auch „vernünftig“ gewesen sein und das Pokern aufgeben? War es unklug von Churchill, sich den Nazis entgegenzustellen, statt sich frühzeitig in eine „pragmatische“ Kollaboration mit Berlin zu retten? Ist ein Staat nur dann „eigenständig“, wenn er sich der Großmacht im Osten unterwirft, während jede andere Orientierung zum „westlichen Vasallenstatus“ erklärt wird?

 

Das ist die moralische Leere, in der sich diese sogenannte „kritische“ Linke längst eingerichtet hat. Wer sich mit der Position von Trump, Orbán und Le Pens Partei „Rassemblement National“ deckt, aber immer noch glaubt, auf der Seite des Widerstands gegen den Imperialismus zu stehen, ist nicht nur historisch desorientiert – er ist politisch irrelevant.

 

Vom imaginierten „westlichen Putsch“ zur geschichtspolitischen Amnesie

 

Und wie immer darf die alte Propagandaleier nicht fehlen: Der Maidan war ein „Putsch“, weil Jeffrey Sachs das imaginiert hat. Dass Historiker seit Jahren belegen, dass die Proteste eine breite demokratische Basis hatten, dass sich eine Mehrheit der Bevölkerung gegen das Janukowitsch-Regime stellte – unwichtig. So, wie einst dieselben Kreise die serbischen Nationalisten als „Opfer westlicher Hegemonie“ stilisierten und Jürgen Elsässer als Jugoslawien-Experten feierten, so geht es heute in genau dieser Manier weiter.

 

Der Clou dieser Geschichtserzählung ist immer derselbe: Die Ukraine darf nicht eigenständig sein, denn alles, was dort passiert, ist entweder ein westliches Komplott oder ein russischer Schachzug. Dass die Ukrainer selbst Entscheidungen treffen – unmöglich. Dass ein Land sich von Russland emanzipieren könnte, ohne „Marionette des Westens“ zu sein – undenkbar. Eine Form von Neokolonialismus, der in der russischen Sphäre niemals so genannt werden darf.

 

Fabio De Masi ist kein Realpolitiker, sondern ein politischer Opportunist, der jede außenpolitische Realität umdeutet, solange sie sich gegen den Westen richten lässt. Seine Analyse ist nicht „scharfsinnig“, sondern schlicht durch und durch reaktionär. Wer von der Ukraine als „Rohstoff-Kolonie“ spricht, aber kein Wort über russische Zwangsrekrutierungen, Plünderungen und ethnische Säuberungen verliert, ist kein Kritiker des Imperialismus – er ist sein stiller Komplize.

 

Und wie Gremliza sagen würde: Dass sie sich nicht schämen.



 
 
 

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