TL;DR: Die CPAC: einst ein Treffen konservativer Republikaner, heute ein globales Faschismus-Festival. Musk schwenkt eine Kettensäge, Bannon hebt den Arm, Vance warnt vor Migranten. Und Trump? Soll 2028 einfach weitermachen. Demokratie? Wa
r mal.

Donald Trump verlässt die CPAC 2025 als unangefochtener Held, der die Bühne dominiert und jede Konkurrenz erstickt. MAGA bleibt Trump, Trump bleibt MAGA – und sonst nichts.
Die Konservativen jubeln, doch die Bewegung steht auf tönernen Füßen. Kein Plan, kein Erbe, nur ein Mann. Doch was, wenn dieser Mann geht? Ob durch Wahlverlust, Verfassung oder die Zeit selbst – Trump wird verschwinden. Und dann? Leere.
Einmal im Jahr versammelt sich der US-amerikanische Rechte-Rand, ergänzt um handverlesene rechtsextreme Politiker – und ganz selten auch Politikerinnen. So etwa Giorgia Meloni, die auf dem CPAC 2025 sprach und den Aufstieg der Rechten als wahre Stimme des Volkes feierte. Sie verkündete, Führungspersönlichkeiten wie Modi, Trump und sie selbst vereinten sich weltweit, um das linke Narrativ zu hinterfragen und trotz des erbitterten Widerstands der liberalen „Eliten“ Wahlen zu gewinnen. Die Bürger, so Meloni, hätten das falsche Spiel des Establishments durchschaut.
Ein frommer Wunsch, den sie auf der Conservative Political Action Conference (CPAC) in Maryland äußerte – vormals ein Treffen erzkonservativer Republikaner, heute die große Leistungsschau des globalen Faschismus. Hier gibt sich das politische Gruselkabinett die Klinke in die Hand: Trump, Bannon, Musk, Vance, Farage, Fico, dazu ein illustres Ensemble aus republikanischen Hardlinern, Verschwörungstheoretikern und einer wachsenden Zahl europäischer Reaktionäre, die gekommen sind, um sich für den kommenden Kulturkampf die nötigen Feindbilder abzuholen.
Man nennt es eine „konservative Konferenz“, doch in Wahrheit ist es ein faschistischer Basar, auf dem sich jedes Jahr aufs Neue zeigt, wie weit die internationale Rechte bereit ist zu gehen – und dieses Jahr offenbar bis zur Kettensäge.
Geiseln, Propaganda und Applaus für den starken Mann
Während Trump seine Märchen von Stärke und Ordnung predigte, sorgten die Organisatoren der CPAC dafür, dass zwischen den Kettensägen, rechten Siegesgesängen und antisemitischen Andeutungen ein Hauch von Mitgefühl Einzug hielt – zumindest, solange es sich instrumentalisieren ließ.
Die Geiseln in Gaza – das zentrale Thema eines diskret choreografierten Nebenprogramms. Angehörige traten vor das Publikum, schilderten ihr Leiden, forderten Trump auf, das Problem endlich zu lösen. Fast 500 Tage in Gefangenschaft, und nur ein Mann kann sie retten. Wer? Natürlich Trump.
Ein Überlebender des Nova-Festivals betonte, dass Trump Gut und Böse erkenne, dass Babys nicht als Währung im Krieg eingesetzt werden dürften – „unvorstellbar böse“ sei das, aber Trump werde das Böse bezwingen. Chikli, der israelische Minister für Diaspora-Angelegenheiten, nahm das als Steilvorlage. Sein Feind? Nicht nur die Hamas. Sondern die woke Linke, die Universitäten, die ganze westliche Zivilisation.
„Dies ist der neue Kalte Krieg“, erklärte er. „Reagan besiegte den Kommunismus, Trump wird die Linken besiegen. Gott muss zurück auf die Bühne.“ So klingen Kriegsreden, wenn sie nicht im Parlament, sondern auf einer faschistischen Jahrmarktshow gehalten werden.
Elon Musk und die Kettensäge der Bürokratie
Während sich der eine oder andere Besucher noch verwundert die Augen rieb, trat Elon Musk, selbsternannter Freiheitskämpfer mit 250 Milliarden Dollar auf dem Konto, auf die Bühne. Dort blieb er einige Sekunden stehen, um ein Geschenk von Javier Milei, Argentiniens neoliberalem Wirrkopf-Präsidenten, in Empfang zu nehmen: eine Kettensäge, mit der er aufgefordert wurde, „die Bürokratie zu zerschneiden“. Musk schwenkte das Ding über seinem Kopf, schwarz gekleidet, mit dunkler Sonnenbrille und einem MAGA-Hut in gotischer Schrift, als fehle nur noch der Imperiale Marsch aus Star Wars, um die Szene angemessen zu untermalen.
Dreißig Minuten lang dozierte der reichste Mann der Welt über die Notwendigkeit, den Staat zu „verschlanken“ – also abzuschaffen –, lobte sein imaginäres „Department of Government Efficiency“ (DOGE), benannt nach einer Kryptowährung mit Hundegesicht, und erklärte mit ernster Miene, dass die Biden-Regierung „die illegale Einwanderung finanziere“, um sich „eine neue Wählerklasse zu importieren“.
Derart verschwörungstheoretische Verlautbarungen waren früher Neonazi-Foren vorbehalten. Heute kommen sie direkt vom Twitter-Chef zur Primetime.
Bannon, der große Hetzer, hebt den Arm
Dann kam Steve Bannon, der ehemalige Trump-Berater und wohl das menschgewordene Destillat aus Joseph Goebbels, Alex Jones und einem Waschbären auf Crack. Seine Botschaft? Die Wahl 2020 sei gestohlen worden, die Justiz ein von Dämonen durchsetztes Komplott, und die „J6er“ – also die inhaftierten Trump-Putschisten vom Kapitolsturm – eigentlich Märtyrer der Demokratie.
Und weil Faschisten nie subtil sind, rundete er seine Rede mit einer Geste ab, die keine Zweifel ließ: Der rechte Arm ging nach oben, die Faust blieb offen. Natürlich folgte sofort die altbekannte Verteidigung: „Römischer Gruß!“, riefen seine Apologeten – doch man kennt dieses Lied. Es ist der „römische Gruß“, der in Charlottesville „Juden werden uns nicht ersetzen“ brüllte, es ist der „römische Gruß“, der im Reichstagsgebäude 1933 die Hände zum Himmel streckte.
Selbst Jordan Bardella, Frontmann des französischen Rassemblement National, sah sich zu einer demonstrativen Absage seiner geplanten Rede gezwungen – ein simpler politischer Schachzug, um sich weiterhin als „bürgerlich“ zu inszenieren, während die Bewegung, die er vertritt, längst mit Bannon, Musk & Co. verbrüdert ist.
Währenddessen stand JD Vance, der neue Lieblings-Vize von Trump, auf der Bühne und dozierte über „die größte Bedrohung für den Westen“: Migration. Nicht die Klimakrise, nicht soziale Ungleichheit, nicht die Erosion demokratischer Institutionen – nein, es sind, so Vance, „Millionen und Abermillionen ungeprüfter ausländischer Migranten“, die Amerika in die Knie zwingen würden.
Wer hier die „Great Replacement Theory“ heraushört, diesen antisemitisch grundierten Mythos vom „großen Austausch“ der weißen Bevölkerung, liegt nicht falsch. Die CPAC ist längst die Vertriebszentrale für neurechte Demografie-Panik, und während sich die Republikaner früher wenigstens bemühten, das Ganze in dünne akademische Verpackung zu stecken, brüllt man es heute ungefiltert hinaus.
Dritte Trump-Amtszeit? Na klar!
Währenddessen marschierte eine Gruppe namens „Third Term Project“ durch die Konferenzhallen – mit offiziellen Presseausweisen. Ihr Ziel? Die verfassungsmäßige Begrenzung auf zwei Amtszeiten zu kippen und Donald Trump 2028 wieder ins Amt zu hieven.
Ihr Sprecher, Shane Trejo, ließ sich in einem Interview zu einer unfreiwillig aufschlussreichen Aussage hinreißen: „Trump ist der Cäsar, den Amerika gebraucht hat. Trump ist unsere napoleonische Figur.“ Das „Third Term Project“ sieht sich also in der Tradition jener autoritären Herrscher, die sich an die Macht klammerten, bis sie blutig aus dem Amt entfernt wurden.
Angst essen Demokratie auf
Die CPAC ist nicht bloß ein Treffen konservativer Hardliner. Sie ist ein faschistisches Planspiel, eine Konferenz, in der die Machtergreifung bereits im Konjunktiv durchgespielt wird. Es ist die Bühne, auf der Politiker, Milliardäre und Medienmogule gemeinsam darüber fantasieren, wie man die Demokratie aushöhlt, Migration kriminalisiert und Protestbewegungen als „Terrorismus“ diffamiert.
Doch hinter all dem Triumphgeheul, hinter den „Sieg Heil“-Momenten, hinter den Kettensägen und Cäsar-Vergleichen steckt eine nackte Angst. Sie fürchten sich – nicht vor Migranten, nicht vor Sozialismus, sondern vor der eigenen Bedeutungslosigkeit. Sie wissen, dass der Widerstand wächst: in den Straßen, in den Gewerkschaften, in den Universitäten, in der Wut jener, die nicht bereit sind, zuzusehen, wie die Demokratie auf dem Altar der Reaktion geopfert wird.
Die CPAC ist die Vorbereitungsveranstaltung für das, was kommt. Doch Geschichte lehrt: Jede noch so laute Bewegung endet leise, wenn sie sich in ihrem eigenen Größenwahn verheddert. Die Frage ist nur, wie viele mitgerissen werden, bevor sie fällt.
Video CPAC in DC 2025 Day 1
Video CPAC in DC 2025 Day 2
Video CPAC in DC 2025 Day 3
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