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From the River to the Sea – Antisemitismus ohne Umwege

TL;DR: „From the River to the Sea“ ist kein Freiheitsruf, sondern ein Aufruf zur Auslöschung Israels. Wer Netanjahu mit Hitler vergleicht oder von „Karma für die Juden“ spricht, verhöhnt den Holocaust. Antisemitismus bleibt Antisemitismus – ob er sich als ‚Israelkritik‘ tarnt oder nicht.


From the River to the Sea“ ist kein Freiheitsruf, sondern ein Aufruf zur Auslöschung Israels. Wer Netanjahu mit Hitler vergleicht oder von „Karma für die Juden“ spricht, verhöhnt den Holocaust. Antisemitismus bleibt Antisemitismus – ob er sich als ‚Israelkritik‘ tarnt oder nicht.

 

Man muss es ihnen lassen: Sie kommen schnell zur Sache. Kein Drumherumreden, kein Feigenblatt vermeintlicher „Israelkritik“. Nein, wer sich in der Kommentarspalte der Jüdischen Allgemeinen austobt, legt die Karten gleich offen auf den Tisch. Dort, wo die angeblich „vergessene“ Geiselnahme des kleinen Kfir Bibas thematisiert wird, zeigt sich die hässliche Fratze des Antisemitismus, der keine Pause kennt – nicht mal dann, wenn es um ein entführtes Baby geht.

 

Was findet sich da? „From the River to the Sea Palestine will be free“, deklamiert eine gewisse Marie Maximovic. Der altbekannte Ruf nach der „Befreiung“ Palästinas – ein Euphemismus für die Auslöschung Israels. Was „Freiheit“ bedeutet, wenn man sie durch die Vertreibung und Ermordung von Millionen jüdischer Menschen verwirklichen will, bleibt in diesem Kreisen unausgesprochen. Kein Wunder, denn der Satz „und das Krebsgeschwür Israel wird von der Landkarte verschwinden“ verrät bereits alles, was man über diese Sorte „Kritiker“ wissen muss. Ein Staat, der Juden schützt, wird als Krankheit bezeichnet. Es klingt nach alten Zeiten – damals hieß es „die jüdische Rasse“ sei eine „Verseuchung“, heute ist es „der zionistische Staat“.

 

Doch nicht nur Israel soll verschwinden, sondern gleich das gesamte jüdische Volk, zumindest wenn es nach Kommentaren wie „Karma für die Juden“ geht. Was soll das heißen? Dass die Shoah eine Form kosmischer Gerechtigkeit war? Dass es ganz normal ist, wenn Juden durch Krieg, Terror und Gewalt erneut ausgelöscht werden? Man fragt sich, woher dieser Hass kommt – aus der Geschichtsvergessenheit oder dem Wunsch, dieselbe Geschichte zu wiederholen?

 

Und dann gibt es da die unvermeidlichen Holocaust-Vergleiche. Benjamin Netanjahu wird zum „Zionisten Hitler Bibi“ erklärt. Kreativ? Nein. Aber so perfide wie gewohnt. Denn wer den jüdischen Premierminister mit dem Mann gleichsetzt, der den systematischen Mord an sechs Millionen Juden organisiert hat, relativiert nicht nur den Holocaust. Er leugnet implizit auch die Notwendigkeit eines jüdischen Staates, der als Konsequenz aus genau diesem Verbrechen gegründet wurde. Die Botschaft dahinter? „Euch hätte es gar nicht geben dürfen.“

 

Natürlich wird auch gleich wieder die Legende von den „mordenden Zionisten“ aufgetischt. „20.000 von der IDF ermordete Kinder“, behauptet Thomas Rieger. Quellen? Keine. Beweise? Fehlanzeige. Doch im virtuellen Kommentarstadl gelten Fakten wenig – es geht um Emotionen, Hassgefühle, die mit jeder weiteren Lüge befeuert werden. Dass solche Märchen in der Vergangenheit schon unzählige Pogrome und Verfolgungen ausgelöst haben, kümmert niemanden.

 

Besonders pikant ist die Dynamik im Umgang mit israelischen Geiseln. Während die Welt solidarisch mit entführten westlichen Journalisten oder Entwicklungshelfern ist, herrscht bei jüdischen Geiseln Schweigen. Warum? Weil sie als Israelis – und damit als Angehörige des „bösen Zionistenstaats“ – per se als Täter dargestellt werden. „Die Welt hat vor allem die anderen Opfer dieses Konflikts vergessen“, kommentiert Ramin Husain. Man könnte auch sagen: „Was kümmert mich ein entführtes jüdisches Baby?“

 

Diese Gleichgültigkeit gegenüber jüdischem Leid ist der rote Faden all dieser Kommentare. Von „Hört auf zu lügen, Zionistische Allgemeine“ bis zu „Die Juden ignorieren ihre eigenen Leute“ – es ist derselbe alte Antisemitismus, der Juden und Jüdinnen als Lügner, Täter und unwertige Opfer darstellt. Nichts Neues, nur neu verpackt.

 

Das Muster? Antisemitismus ohne Maske. Keine vorsichtigen Einwände, keine rhetorischen Kniffe. Stattdessen offene Dämonisierung, Holocaust-Relativierungen und Vernichtungsfantasien. Es ist der ewige Hass gegen Juden, der sich mal als „Israelkritik“, mal als „Solidarität mit Palästina“ tarnt, aber am Ende immer dieselben Worte findet: „From the River to the Sea.“

 

Man muss kein Prophet sein, um zu wissen, dass es niemals um „Freiheit“ geht, wenn dieser Satz gerufen wird. Es geht um Auslöschung. Die Freiheit, von der sie träumen, ist eine Welt ohne Juden. Und das, liebe Kommentatoren, ist nicht Kritik. Es ist Antisemitismus.


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