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kpeterl

Grenzenlose Begierden

TL;DR: „Grenzen? Für Trump und Musk nur störende Linien auf der Monopoly-Karte. Was heute als Witz erscheint – Kanada als US-Bundesstaat – könnte morgen Gesetz sein. Imperialismus im Anzug, befeuert von Tech-Lords. Wer darüber lacht, hat nichts aus der Geschichte gelernt.“ #Trump #Musk



Die imperialistischen Fantasien von Donald Trump und seinen Claqueuren aus dem libertären, evangelikalen und wirtschaftsradikalen Lager entlarven eine zentrale Krankheit des Kapitalismus: die völlige Aufhebung politischer Grenzen zugunsten des freien Flusses von Kapital und Macht. Dass sich Trumps neokoloniale Gelüste nicht auf die übliche Ausbeutung im Ausland beschränken, sondern längst auf seine direkten Nachbarn zielen, sollte weder verwundern noch belächelt werden. Die Idee, Kanada oder Grönland zur Beute zu machen, ist dabei keine groteske Spinnerei, sondern ein ernst zu nehmendes Programm imperialer Expansion, dessen Methode längst erprobt ist – wirtschaftlicher Druck, politische Destabilisierung, gefolgt von ideologischer Legitimierung durch die bekannten Mythen von Sicherheit und Größe.

 

Vom wirtschaftlichen Druck zur politischen Realität

 

Trump, der unermüdliche Immobilienmogul im politischen Maßstab, entwirft seit Jahren eine Weltkarte, die seinen persönlichen Geschäftssinn widerspiegelt: Grenzen existieren nur so lange, wie sie ihm nützen. Sein jüngster Vorschlag, Kanada als 51. Bundesstaat zu schlucken, wird in liberalen Kreisen als aberwitzige Provokation abgetan. Doch die Geschichte hat gezeigt, dass Trumps „Witze“ oft als Vorboten konkreter Politik dienen. Erinnert sei an seine Bemerkungen über eine Grenzmauer zu Mexiko, die anfangs belächelt wurden – bis sie Realität wurden.

 

Es ist ein gefährlicher Irrglaube, dass wirtschaftliche Interessen sich jemals von politischen Machtfantasien trennen ließen. Die Drohung, wirtschaftlichen Druck auf Kanada auszuüben, ist nur der erste Schritt eines bekannten Spiels, das stets nach dem gleichen Drehbuch verläuft: Zuerst werden ökonomische Hebel genutzt, um Abhängigkeiten zu schaffen, dann wird die politische Ordnung des Nachbarn destabilisiert, bis schließlich ein „Angebot“ zur Fusion gemacht wird – natürlich zugunsten der angeblich überlegenen Nation.

 

Dass Justin Trudeau bereits unter dem Druck dieser Strategie steht, ist offensichtlich. Sein bevorstehender Rücktritt zeigt, wie sehr wirtschaftliche Hebel in den Händen von Figuren wie Trump die politische Stabilität einer souveränen Nation gefährden können. Dies ist kein abstraktes Szenario. Wir sehen es bereits in der EU, in Lateinamerika, und ja – auch im Verhältnis der USA zu Kanada.

 

Elon Musk und das neoliberale Patriarchat

 

Doch Trump ist nicht allein. Er wird begleitet von einer Reihe mächtiger Männer aus dem Silicon Valley, die seine Expansionspläne nicht nur unterstützen, sondern aktiv vorantreiben. Elon Musk, der sich als vermeintlicher Visionär präsentiert, ist das perfekte Beispiel. Seine verbale Attacke auf Trudeau zeigt nicht nur seinen politischen Opportunismus, sondern entblößt zugleich das neoliberale Patriarchat, das in solchen Machtspielen mitschwingt.

 

Musk, der im Tonfall des Schulhof-Bullys eine demokratisch gewählte Führungsperson als „Gouverneur“ abtut und mit herablassendem Sexismus eine ganze Nation verhöhnt, zeigt, dass die Verschmelzung von Tech-Eliten mit rechter Politik nicht zufällig ist. Es ist die logische Konsequenz eines Systems, das keine Grenzen anerkennt – weder geografisch noch moralisch.

 

Diese Herren handeln nicht allein aus wirtschaftlichem Kalkül. Ihre Machtexpansion folgt auch einer ideologischen Agenda: dem Traum von einer Welt ohne staatliche Schranken, in der Tech-Lords und Geschäftsmänner wie Trump und Musk die politischen Spielregeln diktieren. Es ist eine Welt, in der demokratische Institutionen, nationale Souveränität und soziale Gerechtigkeit nichts weiter als störende Hindernisse auf dem Weg zur totalen Verwertung werden.

 

Grenzenloses Denken – grenzenlose Gefahr

 

Die Gefahr liegt darin, Trumps und Musks Äußerungen als bloße Provokationen oder Witze abzutun. Der liberale Reflex, die Aussagen dieser Männer zu ignorieren oder zu verlachen, ist eine Form gefährlicher Überheblichkeit. Es ist dieselbe Überheblichkeit, die einst Trump selbst unterschätzt hat – und die ihn schließlich ins Weiße Haus brachte.

 

Die Verachtung für Trudeau und Kanada zeigt, dass Trump und seine Verbündeten längst politische Grenzen infrage stellen. Der Traum vom „großen Amerika“ endet nicht an der Nordgrenze – und wenn wir nicht aufpassen, auch nicht an der Südgrenze. Es geht um eine grenzenlose Politik, die sich über nationale Souveränität hinwegsetzt, um ökonomische und politische Kontrolle zu erlangen.

 

Die Geschichte lehrt uns, dass imperialistische Pläne selten bei Worten bleiben. Was Trump heute noch als Witz formuliert, könnte morgen schon in Gesetzesform gegossen werden. Dass Trump dabei auf die Unterstützung von Leuten wie Musk zählen kann, zeigt, wie gefährlich die Symbiose aus wirtschaftlicher Macht und politischer Hybris geworden ist.

 

Wer die Idee der kanadischen Annexion als lächerlich abtut, unterschätzt die Leichtigkeit, mit der sich autoritäre Machtfantasien in die politische Realität übersetzen lassen. Die Grenzen, die heute als sicher gelten, könnten morgen schon zur Verhandlungsmasse werden – verhandelt nicht auf der Grundlage des Völkerrechts, sondern auf der Grundlage von Macht und Geld.

 

Der Faschismus der Gegenwart: Lachen tötet nicht, Ignoranz schon

 

Die Rechten von heute kommen nicht mehr in braunen Hemden und Marschkolonnen. Sie kommen in Business-Anzügen und schicken Elektroautos, mit Tweets und Schlagzeilen, die uns zum Lachen bringen sollen. Doch in diesem Lachen liegt der Keim der Ignoranz. Es ist das Lachen, das die Gefahr herunterspielt, bis sie vor der Tür steht.

 

Wer Trumps oder Musks Äußerungen belächelt, verkennt, wie sich politische Realität in Zeiten des digitalen Kapitalismus formt: durch die mediale Normalisierung von Ideen, die gestern noch als absurd galten und heute bereits politischen Druck ausüben. Grenzen sind nicht länger sicher. Die Fantasie vom grenzenlosen Amerika ist real. Und wenn wir nicht aufpassen, wird sie bald auch Realität.

 

Es bleibt eine bittere Erkenntnis: Die Gefahr liegt nicht in den Worten dieser Männer allein, sondern in unserer Reaktion darauf. Lachen wir weiterhin darüber, wie Trump Nordamerika in sein persönliches Monopoly-Spiel verwandeln will, oder erkennen wir, dass Worte längst Waffen sind? Wer den expansiven Imperialismus nicht ernst nimmt, wird bald feststellen, dass auch politische Grenzen nicht mehr ernst genommen werden.


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