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In Gedenken an Shlomo Lewin und Frida Poeschke

Am 19. Dezember 1980, wurden Shlomo Lewin und Frida Poeschke in Erlangen Opfer eines antisemitischen Mordanschlags. 44 Jahre nach dem Antisemitischen Mord an Shlomo Lewin und Frida Poeschke: Eine Geschichte rechter Gewalt und staatlichen Versagens


Vor 44 Jahren, am 19. Dezember 1980, wurden Shlomo Lewin und Frida Poeschke in Erlangen Opfer eines antisemitischen Mordanschlags. Der Täter war Mitglied der neonazistischen Wehrsportgruppe Hoffmann. Ein öffentlicher Aufschrei blieb aus, und die Ermittlungsbehörden zogen ein antisemitisches Tatmotiv lange Zeit nicht in Betracht. Stattdessen verdächtigten sie zunächst das persönliche Umfeld der Opfer und verharmlosten die Bedrohung durch rechten Terror.

Der Mord an Lewin und Poeschke steht exemplarisch für eine wiederkehrende Geschichte rechter Gewalt in Deutschland. Seit jenem Tag im Dezember 1980 sind mindestens 293 weitere Menschen von Rechtsextremen ermordet worden. 293 Mal hätte dies verhindert werden können. Doch 293 Mal war es eine Katastrophe, die nicht zum Anlass genommen wurde, die gesellschaftlichen und institutionellen Verhältnisse zu verändern, die diesen Terror ermöglichten.

 

Strukturelles Versagen im Umgang mit rechtem Terror

 

Das Versagen der Ermittlungsbehörden und der Justiz nach dem Mord an Lewin und Poeschke zeigt die tiefgreifenden strukturellen Defizite im Umgang mit rechtsextremem Terror. Diese Defizite lassen sich auch im NSU-Komplex beobachten. In beiden Fällen gab es ideologische Blindheit gegenüber rechter Gewalt, eine Tendenz zur Opferbeschuldigung und ein Festhalten an der Einzeltäter-These.

Opferbeschuldigung:Nach den Morden an Lewin und Poeschke fokussierten sich die Ermittler zunächst auf Lewins persönliche Lebensführung und Konflikte innerhalb der jüdischen Gemeinde. Ähnlich wurden bei den NSU-Morden migrantische Opferfamilien unter Generalverdacht gestellt, während rechte Täter ignoriert wurden.

Einzeltäter-These:In beiden Fällen setzten die Ermittler auf die Hypothese, dass die Täter allein gehandelt hätten – Uwe Behrendt im Fall Lewin/Poeschke und Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos im NSU-Komplex. Diese Annahme verharmlost organisierte rechte Netzwerke und verschleiert ihre Unterstützungsstrukturen.

Behördliches Versagen:Die Ermittlungen gegen die Wehrsportgruppe Hoffmann verliefen schleppend. Indizien wurden nicht konsequent verfolgt, wichtige Beweise gingen verloren. Auch die NSU-Ermittlungen waren geprägt von Aktenvernichtungen und der Weigerung, V-Leute zu enttarnen.

Politische Verharmlosung:Sowohl im Fall Hoffmann als auch beim NSU wurden rechte Strukturen von Politik und Behörden heruntergespielt oder bewusst ignoriert. Antikommunistische Feindbilder dienten als ideologisches Kalkül, während rechter Terrorismus nicht ernst genommen wurde.

 

Rechte Gewalt wird normalisiert

 

In den vergangenen Jahren sind rechte und antisemitische Positionen zunehmend normalisiert und in Parlamenten enttabuisiert worden. Rassistische, antisemitische und rechte Straßengewalt ist seit Jahrzehnten Alltag und nimmt in gesellschaftlichen Krisensituationen zu. Die ideologische Blindheit gegenüber dieser Gefahr begünstigt systemisches Versagen und verhindert eine konsequente Bekämpfung rechten Terrors.

 

Ein nicht abgeschlossener Kampf gegen rechten Terror

 

Der Mord an Shlomo Lewin und Frida Poeschke mahnt, dass staatliches Versagen im Umgang mit rechtem Terror keine Einzelfälle sind. Die Verbrechen des NSU verdeutlichen, dass diese Muster bis heute fortbestehen. Es ist essenziell, diese Versäumnisse anzuerkennen und strukturelle Reformen in Sicherheitsbehörden und Justiz durchzusetzen, um rechter Gewalt konsequent entgegenzutreten. Der Anspruch auf Gerechtigkeit verjährt nicht – er lebt fort in historischer Recherche, juristischem Engagement und antifaschistischer Politik.

Shlomo Lewins Worte von 1977 bleiben aktuell: „Wir müssen diese Menschen aufspüren, sie hinausdrängen, sie entlarven und ihre Lügen aufzeigen.“ Nur so können wir die Verhältnisse überwinden, die rechten Terror ermöglichen.





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