TL;DR: Kein Frieden ohne Freiheit, keine Freiheit ohne Konsequenz: Das BSW schweigt zu Assads Verbrechen, verurteilt den Westen und ignoriert Rojava. Opportunismus im Antiimperialismus-Gewand – ohne Prinzip, ohne Konsequenz.
Wenn die Bomben schweigen, schweigt das BSW
Es gibt Momente in der Geschichte, in denen das Schweigen lauter schreit als jeder Protest. Als Assad Hunderttausende in Kerkern verrotten ließ, 27 Mal Chemiewaffen gegen seine Bevölkerung einsetzte und mit russischer Rückendeckung jede UN-Resolution blockierte, hielt sich Sahra Wagenknecht still. Während sich die Bomben russischer Jets über Aleppo entluden und Iran Söldner entsandte, um das Regime zu retten, hörte man nichts von den künftigen Architekt*innen des Bündnisses Sahra Wagenknecht (BSW). Doch wehe, der Westen erhebt den Verdacht, irgendwo die Finger im Spiel zu haben – dann läuft der Empörungsmotor heiß.
Der Sturz Assads bringt Syrien keine Freiheit, sondern die nächste Runde des Schreckens. Doch Freiheit ist für das BSW ohnehin nur dann problematisch, wenn sie nicht von Russland oder seinen Stellvertretern orchestriert wird. Warum sonst diese Stille, wenn es um die Verbrechen des Diktators geht? Dass Damaskus der Schlüssel und Rojava das Schloss ist, bleibt unerwähnt – solange der Westen als Schuldiger herhalten kann.
Antiimperialismus für Fortgeschrittene
„Kein Frieden ohne Freiheit“ – dieser Satz klänge wie eine Maxime, hätte das BSW ihn nicht längst zu einer Farce gemacht. Ihre Version lautet: „Kein Frieden ohne Antiwesten-Rhetorik.“ Der Opportunismus, der sich hinter Wagenknechts vermeintlicher Klarheit verbirgt, ist ebenso simpel wie zynisch. Unterstützung für die syrischen Kurden? Fehlanzeige. Eine klare Verurteilung russischer Bombardements? Utopisch. Stattdessen: endlose Tiraden über die Rolle der USA und Europas. Dass auch Russland und der Iran einen Stellvertreterkrieg führten, fällt in dieser Logik unter den Tisch.
Wie formulierte es Michael Lüders in „Sahra trifft“? Regimewechsel durch den Westen seien Chaosmaschinen, während Russland Stabilität suche. Der Beweis? Die russischen Bombenkrater, die Aleppo stabil bis zur Unkenntlichkeit zerstörten. Ironie ist in diesen Kreisen keine rhetorische Waffe, sondern das Rückgrat der Argumentation.
Die unsichtbaren Toten von Rojava
Rojava, ein Symbol für Widerstand und den Traum von Demokratie im Nahen Osten, wurde in der BSW-Rhetorik zum Sündenbock. Statt Solidarität mit einer Region, die dem IS die Stirn bot, dominieren die ewig gleichen Klagen über die Kurden-Miliz YPG. Dass diese Milizen nicht nur für Frauenrechte kämpfen, sondern auch dem Westen als Partner dienten, disqualifiziert sie in den Augen von Wagenknecht und ihren Getreuen. Lieber wird stillschweigend die türkische Aggression geduldet – schließlich ist der wahre Feind immer noch Washington.
Wagenknechts Verachtung für die Interventionen des Westens steht in krassem Gegensatz zu ihrer Toleranz gegenüber russischen und iranischen Interventionen. Während HTS und andere islamistische Gruppen die Macht übernehmen, schaut das BSW lieber weg. Die Opfer? Nebensächlich. Der Westen? Schuldig.
Europas Versagen und die deutsche Linke
Wenn Lüders in seiner Analyse eines treffend beschreibt, dann das Versagen Europas. Waffen an Israel, Sanktionen gegen Syrien, aber keine kohärente Strategie für den Nahen Osten. Doch während sich die EU in Flickschusterei verliert, erhebt das BSW keinen Finger, um auf die Rolle Russlands oder der Türkei hinzuweisen. Es genügt, wenn Berlin die Schuld trägt.
Die Flüchtlingsbewegungen von 2015, die nicht nur durch westliche, sondern auch durch russische und iranische Gewalt ausgelöst wurden, füllen die Reden von Wagenknecht – aber nie mit einem Blick auf das gesamte Bild. Kritik an deutschen Waffenexporten? Ja. An russischen Bomben? Schweigen.
Doppelmoral als Grundsatzprogramm
Das BSW hat eine simple Regel: Der Westen ist immer schuldig, der Rest ist irrelevant. Ob es die Leichenberge in Aleppo sind, die iranischen Milizen in Damaskus oder die türkischen Angriffe auf Rojava – solange kein NATO-Staat beteiligt ist, schweigt das BSW. Diese selektive Empörung ist kein Zufall, sondern Methode.
Der Opportunismus des BSW entlarvt sich am besten in seiner eigenen Heuchelei. Wenn es um die Opfer von Assads Regime geht, um die kurdischen Freiheitskämpfer oder die Gräueltaten in Idlib, reicht es nicht, nur auf den Westen zu zeigen. Freiheit erfordert Konsequenz – und die fehlt dem Bündnis Sahra Wagenknecht auf ganzer Linie.
Ein Fazit ohne Gnade
Es bleibt ein bitterer Nachgeschmack: Das BSW, das sich als Alternative zur Heuchelei der etablierten Parteien präsentiert, ist selbst ein Meisterwerk des opportunistischen Schweigens. Kein Frieden ohne Freiheit – diesen Satz müsste man erst recht dem BSW ins Stammbuch schreiben. Doch wie soll das gehen, wenn es an der Konsequenz mangelt, diese Freiheit zu verteidigen?
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