TL;DR: Wie die reichsten 1 % den Planeten zerstören – und die Ärmsten dafür zahlen.
Ein Kommentar zum The Guardianien Bericht „Die reichsten Menschen der Welt verbrauchen ihren gerechten Anteil des CO2-Budgets für 2025 in 10 Tagen“
Das CO₂-Budget der Reichen ist schneller weg als das Eis der Gletscher. Während die einen Yachten zählen, zählen die anderen Tote. Klima ist keine Naturkatastrophe – es ist Klassenkampf von oben.
Ein Kommentar zum The Guardianien Bericht „Die reichsten Menschen der Welt verbrauchen ihren gerechten Anteil des CO2-Budgets für 2025 in 10 Tagen“
Das CO₂-Budget der Reichen ist schneller weg als das Eis der Gletscher. Während die einen Yachten zählen, zählen die anderen Tote. Klima ist keine Naturkatastrophe – es ist Klassenkampf von oben.
CO₂-Budget in zehn Tagen aufgebraucht – Luxus kennt keine Grenzen
Es gibt Nachrichten, bei denen man denkt, sie seien aus der „Titanic“ entlehnt, dabei sind sie schlicht und ergreifend der nackte, trostlose Alltag der Welt, in der wir leben. Die reichsten 1 % der Weltbevölkerung haben in den ersten zehn Tagen des neuen Jahres ihren gerechten Anteil am weltweiten CO₂-Budget aufgebraucht. Zehn Tage. Und das, während die ärmere Hälfte der Menschheit drei Jahre dafür bräuchte. Das ist keine Überspitzung – das ist Kapitalismus in seiner reinsten Form: gnadenlos, obszön und selbstmörderisch.
Die moralische Empörung kommt natürlich schnell. „Wie können sie nur?“ fragt man sich, wenn man liest, dass Jeff Bezos mit seinen zwei Privatjets innerhalb eines Jahres mehr CO₂ ausstößt als ein Amazon-Mitarbeiter in 207 Jahren. Oder dass die Waltons, Besitzer von Walmart, mit ihren drei Yachten jährlich 18.000 Tonnen CO₂ emittieren – das entspricht der Arbeit von 1.714 ihrer Angestellten. Während die einen also Yachten und Privatjets parken, parken die anderen sich selbst in einem von Hitzewellen geplagten Slum irgendwo im globalen Süden. Klassenkampf als Naturereignis – so einfach ist das.
Gemeinsame Verantwortung? Eine Lüge
Der moralische Kern der Klimadebatte wird immer wieder auf „Verantwortung“ heruntergebrochen: Wir alle, so heißt es, tragen eine gemeinsame Verantwortung. Klingt schön, nicht wahr? Gemeinsame Verantwortung! Das wäre ja geradezu rührend, wenn es nicht ein solcher Hohn wäre. Denn in Wirklichkeit gibt es da nichts Gemeinsames. Ein britischer Shelf-Stacker bei Walmart trägt eben nicht dieselbe Verantwortung wie die Familie Walton mit ihren Yachten. Ein Bauer in Bangladesch trägt nicht dieselbe Verantwortung wie Jeff Bezos. Der eine erntet die Konsequenzen, der andere konsumiert sie.
Und währenddessen wird gepredigt: Verzichtet! Spart Energie! Schaltet das Licht aus! Fahrt weniger Auto! Alles wichtige Tipps – für Menschen, die ohnehin kaum etwas zu verschwenden haben. Die Reichen? Die hören das gar nicht erst. Für sie gibt es keine „Verzichtskultur“. Warum auch? Man verzichtet nicht, wenn man das System gekauft hat, das einem den planetaren Kreditrahmen eröffnet.
Klima als Klassenfrage – wer zahlt den Preis?
Schauen wir doch auf die Zahlen: Die reichsten 1 % müssten ihre Emissionen bis 2030 um 97 % senken, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen. Tun sie das? Natürlich nicht. Oxfam schätzt, dass sie ihre Emissionen gerade mal um 5 % reduzieren werden. Warum? Weil sie es können. Weil niemand sie dazu zwingt. Und das ist der wahre Skandal: Die Regierungen der Welt – von London bis Berlin, von Washington bis Tokio – kneifen. Sie könnten die Steuern auf Superyachten erhöhen. Sie könnten Privatjets verbieten. Sie könnten die Reichen zur Kasse bitten, damit diese endlich ihren fairen Anteil zahlen.
Doch stattdessen sehen wir das immer gleiche Schauspiel: Die einen diskutieren, ob das Tempolimit auf deutschen Autobahnen nun wirklich nötig ist, während die anderen mit ihren Privatjets zwischen Mailand und Monaco pendeln. Und am Ende gibt es keinen Klimawandel – sondern Klassenherrschaft.
Es braucht Zwang – keine Appelle
Chiara Liguori von Oxfam sagt: „Die Zukunft unseres Planeten hängt am seidenen Faden.“ Das mag stimmen. Aber es ist kein Naturgesetz, dass dieser Faden reißt. Es ist die Folge davon, dass wir es zulassen, dass eine kleine Elite den Rest der Menschheit in Geiselhaft nimmt – und das Klima gleich mit. Die Reichen werden nicht von alleine aufhören, die Welt zu verbrennen. Warum auch? Sie sitzen in ihren klimatisierten Villen, während draußen die Welt in Flammen steht. Und wenn sie gehen müssen, nehmen sie den Privatjet zur nächsten Insel.
Also: Hört auf mit den moralischen Appellen. „Fairness“ und „Verantwortung“ sind in einem System, das auf Ungleichheit basiert, leere Worte. Es braucht politische Macht. Es braucht Gesetze. Es braucht Zwang. Kurz: Es braucht eine Revolution – oder zumindest eine Steuerreform, die diesem Wort auch gerecht wird.
Denn solange wir weiter „an alle“ appellieren, werden die Reichen weiterhin Yachten bauen, während der Rest der Welt untergeht. Es ist, wie Brecht sagte: „Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht.“
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