TL;DR: Putin in Moskau am 19.12.2024: Antisemitismus im Stile Stalins. Bei der Jahres-PK hetzt er gegen „wurzellose“ Juden, um von Kriegsverbrechen abzulenken. Seine antisemitischen Ausfälle? Kein Ausrutscher, sondern Methode. Stalin sprach von „Kosmopoliten“, Putin von „Gottlosen“. Die Lüge bleibt dieselbe, nur die Bühne ist neu.
Wladimir Putin, der selbsternannte Historiker des Kremls, hat bei seiner Jahresend-Pressekonferenz am 19. Dezember erneut bewiesen, dass Geschichte für ihn weniger eine Wissenschaft als vielmehr eine Spielwiese für Propaganda ist. Mit seiner jüngsten antisemitischen Tirade beweist er, dass er nicht nur ein Bewahrer der russisch-orthodoxen Kirche, sondern auch der perfidesten Traditionen der Sowjetzeit sein will. Stalin wäre stolz.
Die Inszenierung eines Feindbildes
Angefangen hat alles mit einer simplen Frage: Wie erklärt Putin die Sanktionen, die europäische Länder gegen die russisch-orthodoxe Kirche verhängt haben? Seine Antwort: Nicht durch die enge Verzahnung zwischen dieser Kirche und seinem Regime, nicht durch die Propaganda, die von den Kanzeln seiner „heiligen“ Helfer gepredigt wird. Nein, der Kremlchef sah eine andere, altbewährte Erklärung: „Ethnische Juden“ – gottlose Menschen, wurzellos und ohne Bindung zu Tradition und Glaube.
Putin, der sich gerne als Retter christlicher Werte inszeniert, greift in eine Rhetorik, die nicht einmal subtil sein will. Er beschuldigt eine nicht näher benannte Gruppe von „Juden“, die russisch-orthodoxe Kirche zu „zerstören“. Damit ist das Feindbild gesetzt. Nicht die politischen Verbrechen seines Regimes, nicht die Brutalität der Invasion in die Ukraine sind schuld – sondern jene, die, so Putin, „weder Kin noch Wurzeln haben“. Es klingt bekannt, nicht wahr? Wie eine Schallplatte, die 70 Jahre lang Staub gesammelt hat.
Stalins Schatten im Kreml
Putins Worte hallen direkt aus der Sowjetzeit. Unter Stalin waren Juden die „wurzellosen Kosmopoliten“, die vermeintlich loyale Sowjetbürger unterwanderten. Der „Kampf gegen den Kosmopolitismus“ war ein Euphemismus für staatlich organisierten Antisemitismus, der in die „Ärzteverschwörung“ mündete – einer Kampagne, die jüdische Ärzte als Saboteure und Feinde des Staates brandmarkte. Tausende wurden verhaftet, viele hingerichtet. Heute wiederholt Putin diesen historischen Zynismus. Und wie damals dient die Rhetorik dazu, von den eigenen Fehlern abzulenken und die Gesellschaft zu spalten.
Antisemitismus als geopolitisches Werkzeug
Doch Putins antisemitische Ausfälle sind kein historischer Zufall. Sie sind ein bewusstes Werkzeug. Innenpolitisch dienen sie dazu, Angst zu schüren und eine vermeintliche Einheit um den „starken Mann“ im Kreml zu schaffen. Außenpolitisch versucht Putin, Europa zu spalten, indem er auf altbekannte Vorurteile zurückgreift, die in einigen Teilen der Welt noch immer Resonanz finden. Der Mann, der behauptet, die Ukraine vor „Neo-Nazis“ zu schützen, spricht selbst wie einer. Der jüdische Präsident der Ukraine, Wolodymyr Selenskyj, wird von Putin als Kopf eines „neonazistischen Regimes“ diffamiert – eine absurde, aber gezielte Verdrehung der Realität.
Die Folgen: Exil und Angst
Während Putin spricht, verlassen immer mehr Juden Russland. Seit 2010 hat sich die Zahl der jüdischen Bevölkerung im Land halbiert. Wer kann es ihnen verdenken? Rabbi Pinchas Goldschmidt, der ehemalige Oberrabbiner von Moskau, floh 2022 ins Exil, weil er die Invasion der Ukraine nicht unterstützen wollte. Nun warnt er vor den gefährlichen Folgen von Putins Rhetorik: „In einer semi-totalitären Gesellschaft können solche Worte tödlich sein.“
Die russisch-orthodoxe Kirche, die Putin angeblich verteidigt, ist längst ein Propagandainstrument des Kremls. Der Europarat hat sie als solche benannt, und europäische Länder haben Kirchenvertreter aus Sicherheitsgründen ausgewiesen. Putin mag religiöse Werte predigen, doch seine Religion ist die Macht, und sein Evangelium ist die Lüge.
Schweigen ist keine Option
Putin mag sich als Bewahrer religiöser Werte inszenieren, doch seine Kirche ist ein Propagandainstrument, und seine Heiligen tragen Uniform. Seine antisemitischen Ausfälle? Kein Ausrutscher, sondern Methode. Stalin sprach von „Kosmopoliten“, Putin von „Gottlosen“. Die Lüge bleibt dieselbe, nur die Bühne ist neu.
Europa? Es starrt wie das Kaninchen auf die Schlange. Man könnte handeln, aber warum, wenn man auch wegsehen kann? Ein Kreml, der sich als Opfer jüdischer Verschwörungen verkauft, ist kein Skandal – nur ein weiteres Kapitel in der endlosen Geschichte der Heuchelei. Man hat es ja schon immer gewusst: Geschichte wiederholt sich, erst als Tragödie, dann als Pressekonferenz.
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