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Riesa – die Stadt, in der die AfD ihre Maske fallen ließ

kpeterl

TL;DR: In Riesa fiel die letzte Maske: Keine Distanzierung mehr von Höcke, stattdessen „Alice für Deutschland“. Die Berliner Republik? Wird abgerissen. Wissenschaft? Gleichgeschaltet. Universitäten? AfD-konform umstrukturiert – oder sagen wir es doch wie es ist: gleichgeschaltet. Wer „Remigration“ fordert, meint den ethnisch reinen Staat. Nie wieder war schon gestern. Nie wieder ist heute. Nie wieder hört in keiner Sekunde auf.



In Riesa tagte die AfD. Schon wieder. Kein Wunder, Riesa ist ihr Eldorado: Bei der letzten Kommunalwahl bekam die AfD dort viereinhalbmal so viele Stimmen wie die Ampelparteien zusammen. Nur CDU und BSW schafften noch zweistellige Ergebnisse – wer braucht auch Vielfalt, wenn der Einheitsbrei aus Reaktion, Nationalismus und Wut so gut mundet?

 

Riesa wird mal als die Stadt, in der die AfD ihre Maske fallen ließ in die Geschichtsbücher eingehen. Denn dort fiel die letzte Maske. Keine Meuthens mehr, die wenigstens so taten, als ginge es ihnen um Rentenreform und nicht um Menschenhass. Keine Distanzierung mehr von Höcke. Stattdessen: „Alice für Deutschland“. Klingt wie „Alles für Deutschland“. Kennt man von der SA. Man lacht. Man grölt. Nächstes Jahr recken sie die Hände hoch – links, rechts, egal, Hauptsache infantil.

 

Und dann steht da Weidel, die Doktorin für das seriöse Image. Einst von ARD und ZDF umarmt, als könnte man einem Nazi-Schaf im Businesslook vertrauen. Sie nimmt den Ball auf und kündigt an: Die Berliner Republik? Wird abgerissen. Wissenschaft? Gleichgeschaltet. Universitäten? AfD-konform umstrukturiert – oder sagen wir es doch wie es ist: gleichgeschaltet. Wer „Remigration“ fordert, meint den ethnisch reinen Staat. Man kennt das. 1933 war’s auch so.

 

Wer jetzt noch AfD wählt, will genau das. Ende der Demokratie. Gewalt. Tod. Und ja, auch von Leuten, die einem nahestehen. Aber warum? Ganz einfach: Die Grausamkeit ist der Punkt. Es geht nicht um Anstand. Es geht darum, zu gewinnen. Wenn der Nachbar, der Weihnachten nicht feiert, plötzlich weg ist – umso besser. Vielleicht hat er ja noch sein Shawarma-Rezept da gelassen.

 

Und die Staatsmacht? Wird sie auf unserer Seite stehen? Darauf verlassen sollten wir uns lieber nicht. Ein demokratisch gewählter Parlamentarier – in Riesa geboren, Kind vietnamesischer Vertragsarbeiter – wird von einem Polizisten bewusstlos geprügelt. Der Polizist? Natürlich nicht verhaftet. Natürlich nicht einmal gemeldet.

 

Wir haben uns zu lange darauf verlassen, dass „Nie wieder“ ausreicht. Dass die Lehren von 1933-1945 Menschen immunisieren würden. Doch das Wissen wird heute umgekehrt genutzt. Die AfD ist nicht die NSDAP. Aber die Logik der Entmenschlichung ist dieselbe. Sie fingen damals nicht mit Dachau an. Aber sie landeten dort. Und wir? Wir können es uns nicht leisten, herauszufinden, ob es diesmal wieder so endet.

 

Nie wieder war schon gestern. Nie wieder ist heute. Nie wieder hört in keiner Sekunde auf.


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