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Sevim Dağdelen und die große Enttäuschung der roten Rechten

kpeterl

TL;DR: Sevim Dağdelen weint, weil das rechte Lager aus AfD, CDU, FDP & BSW ihr „Zustrombegrenzungsgesetz“ nicht durchdrücken konnte. Außen rot, innen braun – die perfekte Querfront. Wer AfD-Politik will, wählt halt lieber das Original.


 

Was für ein Theater, was für ein Trauerspiel! Sevim Dağdelen, einst Linke, nun Schutzpatronin der nationalistischen Stammtischfantasien, weint. Nicht etwa um soziale Ungleichheit, nicht um niedrige Löhne oder explodierende Mieten, sondern weil die vereinte Rechte aus AfD, CDU, FDP und BSW es nicht geschafft hat, ihr Zustrombegrenzungsgesetz durchzudrücken. Eine krachende Niederlage für die, die die Migrationspolitik endgültig in einen Wettkampf um die größte Härte verwandeln wollten. Eine Schande! Hätten die alten Parteien doch nur ein Einsehen gehabt und sich der völkischen Vernunft gebeugt!

 

Doch Dağdelen wäre nicht Dağdelen, wenn sie diese Niederlage nicht als weiteren Beweis für ihre eigene Genialität deuten würde. Wer ist schuld? Natürlich SPD und Grüne, die „aus billigem Wahlkampfkalkül“ gegen das Gesetz gestimmt hätten. Es sind, so will sie uns eintrichtern, nicht etwa CDU, FDP und BSW, die sich aus reiner Opportunität mit der AfD verbrüdern. Nein, die wahren Populisten sitzen natürlich in der Ampel, die es wagt, dem rechten Schulterschluss die Stirn zu bieten. Dass Deutschland längst eine der rigidesten Migrationspolitiken Europas hat? Nebensache. Dass Abschiebungen Jahr für Jahr steigen? Uninteressant. Dass die Idee einer „unkontrollierten Migration“ nichts als eine rechte Erfindung ist? Stört nicht weiter. In Dağdelens Welt ist es nicht das real Existierende, das zählt, sondern das, was sich in Wutbürgerphantasien besser verkaufen lässt.

 

Der Dattel-Importeur als Kronzeuge der Reaktion

 

Doch Dağdelen wäre nicht Dağdelen, wenn sie sich auf die übliche rechte Rhetorik allein verlassen würde. Nein, sie braucht die Finesse der Querfront. Und was wäre besser als der Beweis, dass nicht nur Deutsche, sondern auch „integrierte“ Migranten einen härteren Kurs fordern? So führt sie als Kronzeugen einen „mittelständischen Dattel-Importeur“ an, der angeblich im Namen der „deutsch-muslimischen Gesellschaft“ spricht. Und dieser gute Mann warnt: Wenn Deutschland nicht bald die Migration einschränkt, würden noch mehr Menschen mit Migrationshintergrund die AfD wählen! Ein brillantes Argument – etwa so, als würde man die Erderwärmung durch den Bau neuer Kohlekraftwerke bekämpfen.

 

Die Strategie ist altbekannt: Man sucht sich einen handverlesenen Vertreter der Gruppe, deren Rechte man einschränken will, und lässt ihn genau diese Einschränkung fordern. Früher funktionierte das mit „Arbeiter, unterstützt eure Bosse!“, heute läuft es unter „Migranten gegen Migranten“. Das Prinzip bleibt das gleiche: Wer das Falsche predigt, muss sich nur ein paar Claqueure aus der richtigen Ecke suchen, und schon wirkt jede Hetze wie gesunder Menschenverstand.

 

Und dann folgt der unvermeidliche moralische Taschenspielertrick: Die Ablehnung des Gesetzes sei „Wasser auf die Mühlen der AfD“. Hier entlarvt sich Dağdelens groteske Logik in aller Klarheit. Nicht der Schulterschluss mit der extremen Rechten sei das Problem, nein, sondern das Fehlen einer Mehrheit für deren Positionen! Nicht die Übernahme rechter Narrative befeuere die AfD, sondern ihre unzureichende Umsetzung! Es ist das politische Äquivalent zu einem Brandstifter, der Feuer legt und anschließend mit ernster Miene davor warnt, dass das ganze Haus abbrennen könnte.

 

Das trojanische Pferd rollt nach rechts

 

Und so endet ihr Tweet folgerichtig mit dem Appell, ihre Botschaft zu „teilen“ und am 23. Februar BSW zu wählen. Denn am Ende geht es nicht um Migration, nicht um Kontrolle, nicht um den „Willen des Volkes“ – es geht um eine Partei, die die Rhetorik der Rechten in linkem Gewand verkauft. Eine Bewegung, die Antiimperialismus als Deckmantel für Nationalismus nutzt. Die Sozialkritik als Vorwand für Ressentiments nimmt. Die den Kampf gegen die AfD mit dem Nachäffen ihrer Parolen verwechselt.

 

Sevim Dağdelen und das BSW sind kein Gegengewicht zur AfD – sie sind ihr trojanisches Pferd. Außen rot gestrichen, innen zunehmend braun. Und wer genau hinschaut, erkennt: Die Maske rutscht bereits.


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