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Verkleideter Nationalismus: Dağdelen gibt die Antiimperialistin

TL;DR: Sevim Dağdelens ‚Antiimperialismus‘ ist nur nationalistisch aufgeladener Antiamerikanismus. Schuld sind stets die USA, russische Gewalt bleibt unerwähnt. Internationale Solidarität? Fehlanzeige. Was bleibt, ist Querfront-Rhetorik mit Applaus von rechts.



Sevim Dağdelen warnt vor „Eskalation“ durch die USA, beschuldigt Washington der Nord-Stream-Sabotage und sorgt sich um Handelskriege mit China. Imperialismus, so ihr Mantra, trägt Sterne und Streifen, und wer das nicht begreift, der „schlafwandelt in ein Desaster“. Doch hinter diesem angeblichen Antiimperialismus lauert etwas anderes: Nationalismus, verpackt in die Sprache des Widerstands. Ein Weltbild, das nicht von Befreiung träumt, sondern von deutscher Souveränität.

Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW), bei dem Dağdelen mitmischt, war nie links und wird nie links sein. Statt Klassenkampf: Standortpolitik. Statt internationaler Solidarität: nationale Selbstbehauptung. Dağdelens Kritik an den USA ist nicht mehr als ein neu lackierter Antiamerikanismus, der autoritäre Staaten wie Russland und China bestenfalls als „Gegenmacht“ anerkennt.


Feindbild USA: Einfach und bequem


„Der Ukrainekrieg begann als Bürgerkrieg unter Ukrainern, nach dem Coup von 2014 in Kiew“, sagt Dağdelen. So einfach ist das in ihrer Welt. Millionen Ukrainer*innen, die gegen Korruption und autokratische Knechtschaft aufbegehrten? Nebensache. Russlands Annexion der Krim? Eine bloße Reaktion. Was für Dağdelen zählt, ist das Feindbild „Angloamerika“. Die NATO hat provoziert, die USA haben gezündelt, Russland musste zuschlagen. Ein Märchen, das auch Tino Chrupalla gern vorträgt.

Die Sprengung von Nord Stream? „Ich gehe davon aus, dass die USA Nord Stream gesprengt haben.“ Beweise braucht es nicht. Hauptsache, es fügt sich ins Bild der westlichen Verschwörung gegen Deutschland. Dass Alice Weidel exakt denselben Unsinn verbreitet, sollte Dağdelen zu denken geben. Tut es aber nicht. Wer in dieser Logik gefangen ist, sieht überall nur einen Feind: den Westen. Dass russischer Imperialismus ganze Landstriche verwüstet? Kein Thema. Denn für Dağdelen sind Opfer imperialer Gewalt nur solche, die unter den USA leiden. Russische Opfer existieren in ihrer Welt schlicht nicht.


Die Hierarchie der Opfer


Wer in Dağdelens Reden nach Solidarität mit den Opfern russischer Gewalt sucht, sucht vergeblich. Stattdessen: Klagelieder über die „Deindustrialisierung Deutschlands“ und „die Abhängigkeit von US-Gas“. In ihrer Hierarchie der Opfer stehen die Deutschen an erster Stelle, gefolgt von anderen „durch den Westen“ geknechteten Völkern – allen voran Kuba. Die Ukrainer*innen? Kollateralschäden eines „Stellvertreterkriegs“. Russische Bomben und Besatzung? Nicht der Rede wert.

Was Dağdelen als Antiimperialismus verkauft, ist nichts weiter als nationalistisch aufgeladener Antiamerikanismus. Statt sich für eine befreite Gesellschaft einzusetzen, verteidigt sie staatliche Souveränität. Es geht nicht um Freiheit, es geht um Macht. Macht für Russland, Macht für China, und nicht zuletzt: Macht für Deutschland, frei von „westlicher Bevormundung“.


Rechts und links im Schulterschluss


Und so stehen Dağdelen und die AfD gemeinsam auf der Bühne. Während Chrupalla von „Stellvertreterkriegen“ spricht und Weidel die „Nord-Stream-Sabotage“ den USA in die Schuhe schiebt, nickt Dağdelen zustimmend. Unterschiedliche Motive, gleiches Resultat: ein Schulterschluss im Hass auf den Westen.

Wer glaubt, der Feind meines Feindes sei mein Freund, landet schnell im Abseits. Dağdelens Rhetorik entlarvt keinen Imperialismus, sondern unterläuft die Grundsätze einer linken Politik: Solidarität, Emanzipation, Befreiung. Stattdessen: nationale Fantasien, verpackt in antiamerikanische Parolen.


Das Fazit: Keine Maske hält ewig


Antiimperialismus ohne Solidarität ist kein Antiimperialismus, sondern verkleideter Nationalismus. Sevim Dağdelen mag sich als Kritikerin des „Westens“ inszenieren. Doch hinter ihrer Rhetorik lauert das alte Gespenst nationaler Selbstbehauptung. Und die Rechten applaudieren.

Wer solche Positionen vertritt, sollte aufhören, sich links zu nennen. Denn dieser Antiimperialismus ist nichts weiter als eine Maske – und keine Maske hält ewig.

Das ist kein linker Widerstand. Das ist nationalistische Reaktion.

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