Von Gaza bis Iran: Gegen jeden Islamismus und gegen die linke Ignoranz, die ihn hofiert
- kpeterl
- 16. März
- 4 Min. Lesezeit
TL;DR: Teile der westlichen, insbesondere der deutschen Linken haben sich in eine ideologische Sackgasse manövriert: Unter dem Vorwand des Antikolonialismus verteidigen sie islamistische Bewegungen wie Hamas oder Hizbollah – Kräfte, die für Antisemitismus, Frauenunterdrückung und religiösen Fanatismus stehen.
Während säkulare, feministische und demokratische Bewegungen im Nahen Osten ignoriert werden, gilt jeder, der sich gegen den politischen Islam ausspricht, als „islamophob“. Antisemitismus wird relativiert, islamistische Diktaturen als „antiimperialistisch“ verklärt und westliche Philosophie als „kolonialistisch“ verworfen.
Diese Linke hat sich von universellen Werten verabschiedet. Wer wirklich gegen Unterdrückung kämpft, muss Islamismus genauso ablehnen wie Rechtsextremismus – ohne Doppelmoral. Linke Politik bedeutet nicht, dem Feind des Westens nach dem Mund zu reden, sondern konsequent für Freiheit und Menschenrechte einzustehen.

Seit Israel nach den Massakern vom 7. Oktober gegen die Hamas vorgeht, protestiert die deutsche als teil einer globalen "Linken" – nicht etwa gegen die Täter, sondern gegen den jüdischen Staat.
Wo linke Moral und strategische Kurzsichtigkeit sich treffen, blüht die Solidarität mit Mördern. Schulter an Schulter mit Islamisten, die Frauen steinigen, Schwule hängen und Juden vernichten wollen – aber natürlich „antikolonialistisch“.
Man würde meinen, dass Linke, die sich auf die Fahnen schreiben, für Fortschritt, Emanzipation und Gleichberechtigung einzutreten, auch jene bekämpfen, die Frauen in Säcke stecken, Schwule von Dächern werfen und Antisemitismus zum politischen Programm erheben. Doch weit gefehlt. In einer politisch-akademischen Gymnastikübung, die an ideologische Selbstverrenkung grenzt, sind Teile der deutschen Linken dazu übergegangen, mit Islamisten zu sympathisieren, solange diese nur „antiimperialistisch“ genug auftreten.
Denn im postmodernen Panoptikum linker Identitätspolitik zählt nicht mehr, was jemand tut oder propagiert – entscheidend ist allein, gegen wen es sich richtet. Und so wird aus dem politischen Islam eine Art Widerstandsfolklore, die man im intellektuellen Feuilleton genüsslich mit postkolonialen Phrasen verbrämt. Dass die Hamas, die Hizbollah oder das Mullah-Regime im Iran mehr mit dem europäischen Faschismus der 1930er gemeinsam haben als mit progressiven Befreiungsbewegungen, interessiert diese Pseudorevolutionäre nicht.
Der Feind meines Feindes ist mein Freund?
Die romantische Liaison zwischen einem Teil der Linken und dem politischen Islam ist kein Zufall, sondern Ergebnis einer Denkblockade: Wer sich ausschließlich über den Kampf gegen den „Westen“ definiert, wird zwangsläufig blind für jede andere Form von Unterdrückung. In diesem intellektuellen Vakuum wird jeder Akteur, der sich gegen den US-Imperialismus positioniert, zum Partner im globalen Klassenkampf erklärt – selbst wenn er reaktionärer, antisemitischer und frauenfeindlicher kaum sein könnte.
Und so kommt es, dass dieselben Leute, die gegen patriarchale Strukturen wettern, im nächsten Atemzug das iranische Regime in Schutz nehmen, das Frauen die Todesstrafe für zu lockere Kopftücher verpasst. Dieselben Intellektuellen, die den Einfluss der Kirche in Europa mit Akribie demontieren, haben plötzlich allergrößtes Verständnis für den politischen Islam, der Religion und Staat in einer Weise verschmelzen will, die sich nicht einmal die fanatischsten Katholiken des Mittelalters zu träumen gewagt hätten.
Historische Amnesie als linkes Markenzeichen
Wie kann es sein, dass sich ausgerechnet Linke – jene, die sich sonst mit Stolz auf die Aufklärung berufen – in einen dummen Schulterschluss mit Kräften begeben, die sich gegen alles wenden, wofür sie einst standen? Die Antwort ist so einfach wie bitter: Weil sie Geschichte nicht mehr als Lehrmeisterin, sondern als Schuldarchiv betrachten. Alles, was der Westen je getan hat, ist ein Verbrechen. Alles, was seine Gegner tun, ist – nun ja – eine „kulturelle Besonderheit“, die man bitte nicht mit „westlichen Maßstäben“ messen solle.
Das Resultat? Ein grotesker Relativismus, der selbst offenkundig faschistische Bewegungen wie die Muslimbruderschaft, die Hamas oder die Hizbollah als legitime Ausdrucksformen antikolonialen Widerstands verklärt. Dass Sayyid Qutb – einer der Vordenker des Islamismus – Juden als die „größten Feinde der Muslime“ bezeichnete und sich explizit auf Adolf Hitler als Vollstrecker göttlicher Gerechtigkeit berief? Geschenkt. Dass die Muslimbrüder einst Mussolini bewunderten? Details.
Man stelle sich vor, eine andere politische Gruppierung – sagen wir, ein rechter Flügel der CDU – würde mit Ideologen zusammenarbeiten, die sich auf Hitler berufen. Es gäbe empörte Sonderausgaben sämtlicher Zeitungen, ein Tribunal im Bundestag und vermutlich eine Dringlichkeitssitzung der UN. Aber wenn Islamisten die antisemitische Keule schwingen? Dann heißt es, man müsse die „historischen Kontexte“ verstehen.
Selektive Solidarität: Kurden? Nein. Hamas? Ja, bitte!
Besonders entlarvend ist die asymmetrische Solidarität, mit der die linke Islamistenlobby operiert. Kurden, die gegen den Islamischen Staat kämpften, waren für viele dieser Salonlinken nur dann unterstützenswert, solange sie keine US-Luftunterstützung hatten. Kaum bombardierten amerikanische Jets den IS, war die Empörung groß: „Imperialistische Intervention!“ Dass dieselben Bomben verhinderten, dass Jesidinnen zu Sexsklavinnen gemacht wurden? Ach, man kann eben nicht alles haben.
Im Fall Palästinas ist das anders. Dort gibt es keine politischen Grauzonen. Dort gilt: bedingungslose Unterstützung – egal, ob man sich mit säkularen Palästinensern oder radikalen Dschihadisten verbrüdert. Wer es wagt, diese Doppelmoral anzusprechen, wird wahlweise als Zionist, Rassist oder „weiß getünchter Islamophober“ abgekanzelt.
Dieser ganze Diskurs offenbart einen infantilen Selbsthass weiter Teile der Linken. Jeder Versuch, westliche Errungenschaften wie Aufklärung, Feminismus oder Menschenrechte gegen reaktionäre Kräfte zu verteidigen, wird als koloniales Denken abgetan. Besonders verdienstvolle Intellektuelle wie Rousseau, Hegel, Marx oder Sartre? Alles nur Vertreter der „weißen Hegemonie“. Lieber beruft man sich auf die postkoloniale Avantgarde à la Edward Said, die es geschafft hat, selbst die islamische Unterdrückung von Frauen als „Widerstand gegen westliche Normen“ zu interpretieren.
Die Konsequenz: Man gibt die Errungenschaften der eigenen Ideengeschichte preis, während man in einem bizarren Reflex all jene verteidigt, die eigentlich die ersten wären, die einen linken Buchladen oder ein feministisches Zentrum niederbrennen würden.
Ein Weckruf für die Linke
Der linke Schulterschluss mit Islamisten ist nicht einfach nur eine politische Peinlichkeit – er ist ein Verrat an den eigenen Prinzipien. Wer glaubt, der Feind meines Feindes sei mein Freund, der sollte sich dringend die Geschichte der letzten 100 Jahre ansehen. Wer in den 1930ern Stalin für einen verlässlichen Bündnispartner hielt, landete später in seinen Gulags. Wer in den 1970ern die Mullahs im Iran als „antiimperialistische Befreiungskämpfer“ feierte, durfte bald erleben, wie Linke in Teheran auf Baukräne gehängt wurden.
Wer sich heute mit Hamas, Hizbollah und dem iranischen Regime gemein macht, sollte sich nicht wundern, wenn er morgen selbst auf deren Feindesliste steht. Linke Politik muss universalistisch sein – oder sie ist nichts wert. Entweder man kämpft für Menschenrechte überall – auch in Gaza, auch im Iran –, oder man verkommt zur billigen Apologetik für reaktionäre Despoten.
Der Kampf gegen Islamismus ist kein „rechtes“ oder „imperialistisches“ Anliegen. Es ist eine Notwendigkeit für jeden, der sich ernsthaft für eine freie, gerechte und säkulare Gesellschaft einsetzen will. Und solange Teile der Linken das nicht verstehen, bleiben sie Teil des Problems.
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