top of page

Wenn alle Faschisten sind, ist keiner mehr einer

  • kpeterl
  • 4. Mai
  • 2 Min. Lesezeit

TL;DR: Wenn alle rechtsextrem sind, ist am Ende keiner mehr einer. Lafontaine nennt Waffenhilfe für die Ukraine Nazi-Politik und verwechselt Putins Krieg mit deutscher Schuld. Aus „Nie wieder Krieg“ wird bei ihm: Nie wieder denken.

Zu Oskar Lafontaines „Rechtsextreme kämpfen gegen Rechtsextreme“

 

Man muss Oskar Lafontaine dankbar sein. Nicht für seine Verdienste um die soziale Gerechtigkeit, die irgendwo zwischen der Pendlerpauschale und der Ehe mit Sahra Wagenknecht verloren gegangen sind. Sondern dafür, dass er in seiner neuesten Epiphanie, betitelt „Rechtsextreme kämpfen gegen Rechtsextreme“, endlich enthüllt, was wir alle schon lange ahnten: Der deutsche Verfassungsschutz ist – man halte sich fest – ein getarnter rechter Kampfbund. Und wenn wir nicht aufpassen, fällt demnächst die Tagesschau unter das Parteienprivileg der NPD.

 

„Dass in der AfD Fremdenfeindlichkeit und Hass auf Muslime [...] verbreitet ist, war für den Verfassungsschutz einer der Gründe, die Partei als gesichert rechtsextrem einzustufen“, schreibt Lafontaine – und setzt dann zum akrobatischen Gegenstoß an: „Aber auch die Verbreitung von Hass und Hetze gegen Russen ist rechtsextrem.“

 

Voilà! Die Gleichsetzung von rassistischer Hetze gegen Minderheiten mit der Empörung über russische Kriegsverbrechen. Wer nicht zwischen Pogromstimmung und geopolitischer Kritik unterscheiden kann, hat sich entweder bei RT DE beworben oder schreibt eben für die BSW-Homepage. Und nennt das dann Aufklärung.

 

Lafontaine, der Rabulist im Ruhestand, reicht ein kleines Lexikon der Verdrehungen. Aufrüstung? Rechtsextrem! Sozialabbau? Rechtsextrem! Pistorius sagt „Kriegstüchtigkeit“? Goebbels is back! Dass sich ein demokratischer Rechtsstaat verteidigt, wird ihm zur Wiedergeburt der SA in Tarnfleck.

 

„Die Bejahung von Krieg ist ein herausragendes Kennzeichen rechtsextremer Parteien“, so der Altlinke mit der moralischen Bazooka.

 

Kein Wort über Putins Angriffskrieg, keine Silbe über das Selbstverteidigungsrecht der Ukraine, keine Unterscheidung zwischen Aggressor und Verteidiger – alles Krieg, alles schlimm, alles Nazi. Hauptsache, die NATO ist schuld. Diese Art des Pazifismus hat mit Prinzipien ungefähr so viel zu tun wie Höckes Literaturgeschmack mit Goethe.

 

Am Ende gelingt Lafontaine das Kunststück, die AfD nicht zu verteidigen, sondern sie systematisch zu verharmlosen, indem er das Etikett „rechtsextrem“ so lange auf jede andere Partei klebt, bis es auf keinem mehr haftet. Wenn alle rechtsextrem sind, dann ist am Ende niemand mehr rechtsextrem – nicht mal die, die von einem „tausendjährigen Deutschland“ träumen.

 

„So wenig, wie man Alkoholismus mit Alkohol bekämpfen kann, so wenig kann man Rechtsextremismus mit rechtsextremen Maßnahmen aus der deutschen Politik verbannen.“

Eine brillante Analogie, wenn man bedenkt, dass man auch Oskar Lafontaines politische Klarheit nicht mit Oskar Lafontaine bekämpfen kann.

 

Dass er den Artikel 26 des Grundgesetzes zitiert, um Waffenlieferungen als „Angriffskriegsvorbereitung“ zu brandmarken, während Russland in Butscha Zivilisten hinrichtet, ist keine juristische Analyse, sondern moralischer Analphabetismus auf Rente. Es ist nicht „Nie wieder Krieg“, was Lafontaine verteidigt, sondern „Nie wieder Verantwortung“. Nie wieder Klarheit. Nie wieder Solidarität. Nie wieder Wirklichkeit.

 

Denn wenn man sich weigert, zwischen Angreifer und Verteidiger zu unterscheiden, wird aus „Nie wieder Krieg“ ganz schnell: Nie wieder denken. 


 
 
 

Comments


bottom of page