TL;DR: „Israel ist der Staat, dessen ganzer Zweck der Schutz jüdischen Lebens ist.“ Wer sein Existenzrecht infrage stellt, ist kein Linker. Wer Antisemitismus duldet oder relativiert, steht in einer Reihe mit AfD & BSW. Beides ist unentschuldbar.

„Israel ist der Staat, dessen ganzer Zweck der Schutz jüdischen Lebens ist. Verlören die Juden ihn, wären sie erneut den Launen der Antisemiten ... aller Länder preisgegeben. Eine Linke, die aus eigener Kraft so gut wie nichts mehr vermag, sollte wenigstens alles unterlassen, was Israel im Kampf um seinen Bestand behindern könnte.“ (Hermann L Gremliza)
Doch genau das Gegenteil geschieht. Wer sich heute in Deutschland „links“ nennt, schwingt nicht selten genau jene Reden, die man einst nur in den Redaktionsstuben rechter Hetzblätter erwartete. Antizionismus ist nicht gleich Antisemitismus, sagen sie, während sie Israel und seinen Jüdischen Bewohner*innen das Recht auf Selbstverteidigung absprechen und die einzigen Juden, mit denen sie noch Solidarität empfinden, die toten sind.
Neukölln, ein Lehrstück deutscher Heuchelei
Neukölln hat gewählt. Und Jutta Ditfurth, eine der wenigen, die noch wissen, dass Antizionismus in der Praxis allzu oft Antisemitismus in neuer Verpackung ist, spricht aus, was keiner hören will:
„Wenn der Kandidat der #Linkspartei in Berlin-Neukölln das Direktmandat gewonnen hat, ist dieser Bezirk nicht 'rot', sondern antisemitisch.“
Das Geheul beginnt. Plötzlich ist das historisch schon lange widerlegte Märchen: „Linke können keine Antisemiten sein.“ das Narrativ der Stunde.
„Linke können keine Antisemiten sein.“, genauso wie Konservative keine Rassisten und Patrioten keine Nationalisten sein können. Wer an solche Sätze glaubt, kauft sich auch „Der Stürmer“ als Nachdruck und glaubt, es sei bloße historische Dokumentation.
Und dann kommt er, „saschok“ – einer jener Linken, die vorgeben, für die Entrechteten zu kämpfen, aber immer dann schweigen, wenn Juden zu Opfern gemacht werden. Er wittert die Chance, das Offensichtliche abzustreiten:
„Stimmt, Leute, die gegen einen Genozid oder Apartheid sind, sind bestimmt nichts links, wa?“
Das ist der Punkt: Sie sind nicht links. Wer die alten Lügen von „Apartheid-Israel“ nachplappert, um den jüdischen Staat zu delegitimieren, ist so wenig links wie ein AfDler, der von „Umvolkung“ faselt.
Jutta Ditfurth setzt dem Unsinn ein Ende:
„Wenn es wahr wäre, ja. Wenn es aber dazu dient, die Wirklichkeit zu fälschen, um Jüdinnen und Juden anzugreifen und das Existenzrecht Israels in Frage zu stellen, ist es nichts als Antisemitismus. Es gibt weder einen Genozid in Gaza noch Apartheid in Israel. Aber Krieg und Rassismus.“
Doch „saschok“ bleibt unbeirrt, wie ein Hufeisentheoretiker, der sich gerade selbst bestätigt fühlt:
„Sowohl der Genozid als auch die Apartheid sind Tatsachen. Wenigstens gibst du zu, dass Israel ein rassistisches Land ist. Eine Frage: Wieso hat Israel ein Existenzrecht? Und wieso muss man diese Existenz akzeptieren, da man sonst antisemitisch sei? Israel ist immer noch nicht das Judentum.“
Man kennt das. Kein Mensch käme auf die Idee, das Existenzrecht Spaniens, Japans oder Ägyptens infrage zu stellen. Doch wenn es um Israel geht, fällt der Vorhang, und darunter kommt die alte hässliche Fratze zum Vorschein.
Das alte Lied mit neuen Strophen
„Israel ist das Land der Davongekommenen des Holocaust, woran keine Schutzmacht USA etwas ändert. Dem jüdischen Staat, wie er selber sich versteht, hat niemand – und am wenigsten die Deutschen – das Existenzrecht streitig zu machen. Dieser kategorische Imperativ lässt sich mit keiner absolut notwendigen politischen Kritik Israels verrechnen.“ (Hermann L Gremliza)
Aber genau das versuchen sie. Unter dem Vorwand der „Israelkritik“ machen sie sich gemein mit denen, die den jüdischen Staat als „Apartheidregime“ verleumden, Boykottkampagnen lostreten und in den Straßen Berlins „From the river to the sea“ skandieren – eine verklausulierte Morddrohung gegen jeden Juden in Israel.
Thea van Elbe, eine der wenigen, die neben Ditfurth in diesem Dialog noch Vernunft vertreten, hält „saschok“ entgegen:
„Ihre 'Tatsachen' entbehren jeder Wahrheit. Jutta Ditfurth hat dergleichen keinesfalls zugegeben. Sie verdrehen hier die Worte. Südafrika war rassistisch verfasst, Israel ist es nicht.“
Doch „saschok“ bleibt dabei und beruft sich auf eine weitere alte Legende:
„Dann schnell zur UN und den vielen Menschenrechtsorganisationen, die Beweise für Apartheid haben, die lügen doch nie, ne?“
Die UN also. Dieselbe UN, die Dutzende von Resolutionen gegen Israel verabschiedet, während sie die Massaker Assads in Syrien oder die Umerziehungslager der Chinesen für die Uiguren höflich übergeht. Dieselbe UN, in deren Gremien Staaten wie der Iran über Menschenrechte wachen dürfen.
Es ist, als hätte man 1943 in einem deutschen Wohnzimmer gesessen und einen Spießbürger reden hören: „Aber der Stürmer schreibt doch, dass die Juden unser Unglück sind! Die können doch nicht alle Unrecht haben!“
Es ist höchste Zeit, dass die letzten wenigen Linken, die diesen Namen noch verdienen, sich klarmachen, was Gremliza schon lange wusste:
„Israel ist der Staat, dessen ganzer Zweck der Schutz jüdischen Lebens ist.“
Und deshalb ist es auch kein Zufall, dass Linke wie „saschok“ und Rechte wie die AfD dieselbe Sprache sprechen, wenn es um Israel geht. Dieselben antisemitischen Stereotype, dieselben Verschwörungstheorien, dieselbe Feindseligkeit gegen Juden, die sich nicht in die Rolle der ewigen Opfer fügen.
Doch das ist zu viel verlangt von einer sich „links“ gebenden Szene, die sich gegen Deutschland positioniert, wenn es um die FDP geht, aber mit Deutschland vereint ist, wenn es gegen Juden geht.
Eine Linke, die das Schicksal von toten Juden weiterhin nur am 27. Januar und am 9. November mit Krokodilstränen beklagt, offenbart, dass sie am Schutz des existierenden jüdischen Lebens ebenso wenig Interesse hat wie an der Überwindung des Kapitalismus.
Beides ist unentschuldbar.
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