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Wie ein Mitglied des Parteivorstands der Linken ihrer Partei und allen Antifaschist*innen mit einem UZ- Re-tweet das Messer in den Rücken rammt

  • kpeterl
  • 19. März
  • 3 Min. Lesezeit

TL;DR: Ein Retweet als Dolchstoß: Wenn ein Parteivorstand der Linken den Antifaschismus als „ideologischen Starrsinn“ diskreditiert und mit dem Narrativ der AfD und Putins Regime kokettiert, verliert die Linke ihre Glaubwürdigkeit. Kollaboration mit der AfD ist für Antifaschist*inne keine Option.



Es gibt Fehler, die aus Unwissenheit begangen werden, Fehler, die auf Fahrlässigkeit beruhen, und dann gibt es jene, die aus einer Mischung aus beidem entstehen – garniert mit ideologischer Verblendung und Opportunismus. Der Retweet von Ulrike Eifler, Mitglied des Parteivorstands der Linken, für einen Getweeteten Artikel der UZ, der eine taktische Zusammenarbeit mit der AfD als „historische Chance“ verklärt, gehört in letztere Kategorie.

 

Denn was dieser Artikel verbreitet – und was Eifler damit gutheißt – ist nichts weniger als die Delegitimierung des antifaschistischen Grundprinzips der Linken. Die Argumentation der UZ läuft darauf hinaus, dass Die Linke sich doch, für das höhere Ziel der Verhinderung eines Rüstungspakets, über ihre „ideologische Starrsinnigkeit“ hinwegsetzen und mit der AfD zusammenarbeiten hätte sollen. Wer das als Mitglied des Parteivorstands Retweetet, stellt sich in direkte Opposition zum antifaschistischen Selbstverständnis der eigenen Partei.

 

Kriegskredite? Die UZ im geschichtsrevisionistischen Nebel

 

Doch der Artikel hat noch eine zweite Ebene der ideologischen Verzerrung, die ebenso perfide wie durchsichtig ist: Die rhetorische Gleichsetzung des heutigen Rüstungspakets mit den „Kriegskrediten“ von 1914.


Die „Kriegskredite“ von 1914 waren die finanzielle Grundlage für den deutschen Angriffskrieg im Ersten Weltkrieg – und es war der größte politische Skandal der SPD-Geschichte, dass sie sie bewilligte. Doch die Bundesrepublik des Jahres 2025 führt keinen Angriffskrieg, sie bereitet keinen expansiven Feldzug vor, sie will nicht die Gebiete anderer Staaten erobern.

 

Die UZ aber übernimmt mit ihrem „Kriegskredite“-Narrativ genau jene Argumentation, die von Putins Propaganda und der äußersten Rechten wie der AfD und Teilen der Linken genutzt wird: Die Bundesrepublik wolle durch Aufrüstung und Militärhilfen für die Ukraine einen Krieg gegen Russland führen. Damit wird nicht nur eine haltlose Parallele zur wilhelminischen Kriegstreiberei 1914 gezogen – es wird auch der eigentliche Aggressor aus dem Blickfeld geschoben.

 

Putin führt seit 2022 einen offenen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Er hat die europäische Nachkriegsordnung aufgekündigt. Doch wer den Begriff „Kriegskredite“ benutzt, will nicht über Putins Krieg reden – sondern über die NATO, über „den Westen“, über eine angebliche imperialistische Kriegstreiberei der USA. Dass es in Wahrheit Russland ist, das mit Bomben und Panzern die Grenzen in Europa sprengt, wird in dieser Weltsicht geflissentlich ignoriert.

 

Hier zeigt sich, dass es nicht nur um die Ablehnung der Aufrüstung geht. Die Sorge um die finanzielle Belastung und mögliche Eskalationen wird instrumentalisiert, um das alte Narrativ zu wiederholen, das Deutschland allein als Erfüllungsgehilfen eines aggressiven NATO-Blocks stilisiert.

 

Dass massive Aufrüstung und Schuldenpolitik Risiken bergen, ist unbestreitbar. Doch die Parallele zu 1914 ist nicht nur historisch unhaltbar, sondern auch politisch entlarvend.

  • Damals wollte das Kaiserreich einen Angriffskrieg führen.

  • Heute unterstützt Deutschland ein Land, das von Russland überfallen wurde.

  • Damals finanzierte man einen Angriff – heute ermöglicht man Verteidigung.


Wer trotzdem die Parallele zieht, setzt nicht nur eine falsche historische Analogie, sondern übernimmt das Narrativ russischer Staatspropaganda und der äußersten Rechten. Und wenn ein angeblich linkes Blatt wie die UZ diesen Unsinn verbreitet, sagt das eigentlich alles über seine politische Verortung.

 

UZ & Eifler und die Diffamierung des Antifaschismus

 

Und als wäre das nicht genug, stellt die UZ den Antifaschismus der Linken als „ideologischen Starrsinn“ dar – als lästiges Dogma, das man für taktische Manöver über Bord werfen könne.Das ist nicht nur eine Unverschämtheit. Es ist die offene Preisgabe des antifaschistischen Kerns linker Politik.

 

Es geht nicht darum, ob eine Zusammenarbeit mit der AfD im konkreten Fall „taktisch klug“ gewesen wäre – sie ist schlicht nicht verhandelbar.Es gibt keine strategische Koalition mit Faschisten. Punkt.

 

Und dass Ulrike Eifler diesen Artikel mit einem Like und einem Repost unterstützt, ist mehr als ein Fauxpas. Es ist ein Dolchstoß gegen das antifaschistische Fundament ihrer eigenen Partei.

 

Eine rote Linie wurde überschritten

 

Mit dem Artikel der UZ hat eine angeblich linke Zeitung nicht nur den Antifaschismus diffamiert, sondern auch das Narrativ von Putins Regime und der äußersten Rechten übernommen.

 

Mit ihrem faktischen Zuspruch dazu hat Ulrike Eifler die Glaubwürdigkeit der Linken als antifaschistische Kraft sabotiert.


  • Wer den Begriff „Kriegskredite“ benutzt, setzt Deutschland auf eine Ebene mit dem Kaiserreich von 1914.

  • Wer den Begriff „Kriegskredite“ benutzt, behauptet indirekt, Deutschland wolle Russland angreifen.

  • Wer den Begriff „Kriegskredite“ benutzt, übernimmt das Narrativ der AfD, der russischen Propaganda und der „Antimilitaristen“, die nur den Westen als Aggressor sehen.

 

Das Problem ist nicht nur ein Retweet– das Problem ist eine politische Linie, die die falschen historischen Vergleiche zieht, die falschen Verbündeten wählt und am Ende dort endet, wo die Geschichte sie schon einmal hinweggefegt hat.

 

Denn eins ist sicher: Wer mit Faschisten taktieren will, wird am Ende von ihnen verschluckt.


Und eine Linke, die solche Positionen nicht aktiv zurückweist, ist keine linke Partei mehr. Sie wird zur tragischen Neuauflage ihrer eigenen Fehler.

 

 
 
 

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