TL;DR: Sevim Dağdelen (BSW) und Björn Höcke (AfD) bedienen eine Querfront-Logik, die antiwestliche Narrative propagiert, russische Propaganda unterstützt und die Verbrechen des NS-Regimes relativiert. Beide stellen die Ukraine als Marionette des Westens dar, während sie die russische Militarisierung und Indoktrination junger Menschen bewusst ignorieren. Ihre Rhetorik zielt darauf ab, demokratische und emanzipatorische Werte zu delegitimieren und autoritäre Strukturen zu stärken. Diese Querfront ist kein Zufall, sondern ein gezielter Angriff auf die Grundlagen von Freiheit und Demokratie.
Querfront. Ein Begriff, der in der deutschen Geschichte so übel schmeckt wie kalter Kaffee aus dem letzten Jahrhundert. Gemeint ist die bewusste Zusammenarbeit oder Vermischung von vermeintlich linken und rechten Positionen, um Zustimmung für antiemanzipatorische Ziele zu gewinnen. Querfront ist kein Zufall, kein bloßes Zweckbündnis, sondern ein strategisches Instrument, um progressive Kräfte zu marginalisieren und die Grundfesten demokratischer und emanzipatorischer Politik zu erschüttern. Sie ist die gefährliche Choreographie eines Schulterschlusses, der nie entstehen dürfte – und dennoch immer wieder Realität wird.
Historisch gesehen waren es deutsche Neonazis und linksnationalistische Gruppierungen, die sich in der Querfront trafen, um demokratische Politik von innen heraus zu unterminieren. Heute sind es Figuren wie Sevim Dağdelen und Björn Höcke, die diesen Tanz im rhetorischen Schützengraben aufführen. Was sie eint, ist kein gemeinsames Ideal, sondern der gemeinsame Feind: Demokratie, Emanzipation und der Westen.
Querfront im Ukraine-Krieg: Antiwestlich bis zur Selbstaufgabe
Ein Blick auf die jüngsten Tweets von Dağdelen und Höcke reicht, um die neue Querfront in Aktion zu erleben. Dağdelen, die sich als „linke“ Antiimperialistin inszeniert, schreibt: „Wie beim Volkssturm.“ Die Ukraine, so suggeriert sie, schicke mit Unterstützung der USA und der NATO nun 18-Jährige in den Kampf, ein moralisches Verbrechen, das ihrer Meinung nach die Verteidigung der Ukraine delegitimiert. Höcke, der Faschistische Kulturnationalist, ergänzt zynisch: „Kampfrollatoren made in Germany.“ Beide schwingen den rhetorischen Hammer, um die Ukraine als willenlose Marionette des Westens und die USA als Hauptschuldigen des Kriegs darzustellen.
Und wo bleibt Russland in ihrer Erzählung? Natürlich draußen vor der Tür. Weder Dağdelen noch Höcke verschwenden ein Wort über die russischen Bomben, die ukrainische Städte zerstören, oder die Truppen, die seit Februar 2022 ein Nachbarland völkerrechtswidrig besetzen. Stattdessen wird der Fokus verschoben: weg von der Aggression, hin zur Verleumdung der Verteidiger.
Die Heuchelei: Schweigen zu den jungen Opfern in Russland
Beide Akteure äußern Empörung über die Senkung des Rekrutierungsalters in der Ukraine, doch schweigen sie eisern zu den viel radikaleren Praktiken Russlands. Der Artikel im britischen Guardian schildert eindrucksvoll, wie Tausende russische Jugendliche – viele gerade erst 18 Jahre alt – nach minimaler Ausbildung in den Tod geschickt werden. Beispiel: Daniil Yermolenko, geboren 2006, war kaum volljährig, als er nach zwei Wochen Training an die Front geschickt wurde, um für Putin zu kämpfen. Ein Monat später war er tot.
In Russland wird der Tod dieser Jugendlichen als heroisches Opfer glorifiziert, die Propaganda zielt auf eine systematische Militarisierung der Jugend ab. Seit Beginn des Kriegs hat der Kreml die ideologische Kriegsführung intensiviert: Schulbücher wurden umgeschrieben, patriotische Jugendorganisationen wie Yunarmiya expandieren, und ehemalige Wagner-Söldner unterrichten Schüler in militärischen Fertigkeiten. Kurz: Russland rekrutiert und opfert seine eigene Jugend für einen Angriffskrieg. Und Dağdelen? Schweigt. Höcke? Sieht nichts. Ihre Sorge um junge Menschen ist eine Farce.
Volkssturm-Vergleich: Geschichtsverfälschung für Russlands Propaganda
Die Verwendung des Volkssturm-Vergleichs durch beide ist nicht nur falsch, sie ist obszön. Der Volkssturm war eine Verzweiflungsmaßnahme des NS-Regimes, das Kinder und Alte in einen verlorenen Krieg trieb, um seine mörderische Ideologie bis zuletzt zu verteidigen. Die Ukraine hingegen kämpft um ihr Überleben, um ihre Demokratie und um ihre Freiheit. Den Verteidigungskampf einer souveränen Nation mit den letzten Zuckungen eines faschistischen Regimes gleichzusetzen, ist nicht nur eine historische Verzerrung, sondern eine gezielte Relativierung der Verbrechen des Nationalsozialismus.
Wer solche Vergleiche zieht, verfolgt eine Agenda. Die Dämonisierung der Ukraine soll von den russischen Verbrechen ablenken, die moralische Schuldfrage wird verdreht, und die westliche Unterstützung wird als zynisches Schachspiel dargestellt. Querfront funktioniert genau so: Man bedient sich der Sprache des Gegners, um autoritäre und antiemanzipatorische Ziele mehrheitsfähig zu machen.
Das BSW: Querfront als politisches Programm
Sahra Wagenknechts „Bündnis Sahra Wagenknecht“ (BSW) liefert das perfekte Beispiel für diese moderne Querfront. Wagenknecht und ihre Gefolgschaft, darunter Dağdelen, sind in keinem erdenklichen Sinne links. Ihr „Antimperialismus“ ist ein Deckmantel für russlandfreundliche und autoritäre Positionen. Es ist kein Zufall, dass Wagenknecht regelmäßig Applaus von rechts erhält. Das BSW vereint nationalistische Ressentiments und antiwestliche Rhetorik, während es demokratische Werte und emanzipatorische Politik verhöhnt. Es ist eine Querfront par excellence – und Dağdelen ihre Lautsprecherin.
Höcke: Kulturnationalismus im Dienst des Kremls
Höcke wiederum ist der ideale Partner in dieser Querfront. Sein Kulturnationalismus glorifiziert autoritäre Systeme, während er westliche Demokratien als dekadent und moralisch verkommen verurteilt. Seine Verachtung für die Ukraine ist unübersehbar, seine Verklärung Russlands ebenso. In Höckes Weltbild passt Putin perfekt: ein starker Mann, der sich gegen den „verwestlichten“ Liberalismus stellt. Dass Höcke dabei die russische Militarisierung und Indoktrination ignoriert, ist kein Zufall – es ist Überzeugung.
Querfront des Zynismus: Angriff auf Demokratie und Menschlichkeit
Dağdelen und Höcke mögen sich in ihrer Selbstdarstellung widersprechen, doch ihre Tweets zeigen, dass sie im Gleichschritt marschieren. Beide propagieren russische Narrative, relativieren NS-Verbrechen, diffamieren die Ukraine und delegitimieren die westliche Demokratie. Ihre Querfront ist kein Zufall, sondern ein strategischer Angriff auf alles, was demokratisch und emanzipatorisch ist.
Wo Querfront blüht, wächst kein Fortschritt. Wo Dağdelen und Höcke marschieren, bleibt nichts als Zynismus und Propaganda. Wer Freiheit verteidigen will, darf diesen Schulterschluss nicht ignorieren – sondern muss ihn entschieden zurückweisen.
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