Wenn Juden wie in Boulder brennen, war’s für Antizionisten der Mossad – und niemals Antisemitismus.
- kpeterl
- vor 1 Tag
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TL;DR: Wenn Juden wie in Boulder brennen, war’s für Antizionisten der Mossad – nie Antisemitismus. Der Täter? Ein Schauspieler. Das Feuer? Requisite. So wird ein Brandanschlag zur PR-Show erklärt – von denen, die ideologisch längst mitgezündelt haben.

Eine polemisch-analytische Skizze gegen den Reflex antisemitischer Täterumkehr
Antisemitismus ist nicht nur Hass, er ist eine Struktur. Eine Logik. Eine Umkehrmaschine, die aus dem Opfer den Täter macht und aus Gewalt ein Komplott. Diese Logik funktioniert unabhängig vom Anlass, aber besonders zuverlässig in Momenten realer antisemitischer Gewalt. Sie nennt sich heute oft "Israelkritik", lebt aber von denselben Mustern wie einst: Der Jude, der alles kontrolliert. Der Jude, der provoziert. Der Jude, der Schuld hat – selbst am Pogrom.
Diese Struktur zeigt sich exemplarisch am Fall Boulder, Colorado: Am Rande einer jüdischen Gedenkveranstaltung – organisiert zur Erinnerung an von der Hamas verschleppte Geiseln – attackierte ein Mann die Anwesenden mit einem improvisierten Flammenwerfer. Ein Anschlag. Ein Terrorakt. Ein Brand.
Doch kaum war das Feuer gelöscht, begann ein anderes: das semantische, auf X (ehemals Twitter), Telegram und TikTok. Und es folgte exakt dem beschriebenen Muster: Die Tat wurde nicht als antisemitischer Gewaltakt anerkannt, sondern umgedeutet zur Inszenierung.
„Ich rieche eine Mossad-False-Flag mit der jüdischen Nase...“(X, @drippgxd, 15. Mai 2025)
„Der Angriff in Boulder, Colorado war eine False-Flag-Operation, um Kritik am zionistischen Krebs zu kriminalisieren...“(X, @TitanusGojira, 15. Mai 2025)
„Sie erlaubten einem bezahlten Schauspieler eine Rede – Jewwood.“(X, @LastManOnEarth, 15. Mai 2025)
Was hier zu lesen ist, ist keine schräge Meinung. Es ist ein Code. Ein Reflex. Eine psychopolitische Projektionsabwehr. Denn der Antizionist, der mit dem Täter sympathisiert, will sich selbst nicht als das sehen, was er ist – also muss das Bild des Täters zerschlagen werden. Das funktioniert nur, wenn der Jude nicht Opfer, sondern Regisseur ist. Das Feuer kein Terror, sondern Theater.
Wer diese Täter-Opfer-Umkehr für ein modernes Phänomen hält, verkennt ihre historische Tiefe. Bereits Hans Blüher, antisemitischer Ideologe der Jugendbewegung der 1920er, schrieb sinngemäß: „Der Jude wird auch dann schuldig gesprochen, wenn er verbrannt wird.“ Was damals in akademischen Traktaten formuliert wurde, erscheint heute in Memes und Kommentaren – verkürzt, enthemmt, massenkompatibel.
Die Suggestion: Wenn es brennt, war es ein israelischer Trick. Wenn Juden sterben, war’s PR. Wenn Israel trauert, war’s Absicht.
„Israel hat die Kontrolle über das Narrativ für immer verloren!“(X, @MDLVR, Kommentar unter CNN-Newsfeed, 15. Mai 2025)
Die Struktur ist immer gleich: Täterverwechslung, Schuldumkehr, Wirklichkeitsverneinung. Wie bei 9/11, wo es angeblich „Sprengstoff“ in den Türmen gab. Wie am 7. Oktober 2023, als Verschwörungsideologen behaupteten, die Hamas-Angriffe seien eine israelische Operation unter falscher Flagge gewesen.
Es ist der altbekannte Glaube an die jüdische Allmacht – bloß im Hoodie statt im Braunhemd. Ein digitaler Pogromgeist, der sich in Threads einnistet, aber mit den gleichen Flammen spielt wie seine analogen Vorfahren.
Eine antisemitische Ideologie, so tief internalisiert, dass selbst der brennende Körper eines Juden als „strategisches Kommunikationsmittel“ gelesen wird. Antizionismus nennt sich das heute. Doch wo Kritik zur Zersetzung von Realität wird, ist nicht Israel das Problem – sondern der Diskurs über Israel.
Boulder war kein Theater.Boulder war ein antisemitischer Terroranschlag.Und wer daraus eine False-Flag macht, macht sich zum ideologischen Brandbeschleuniger – egal, in welchem Lager er zündelt.
Oder, wie man heute wohl sagen müsste:
„Wer das Pogrom für eine PR-Maßnahme hält, hätte auch die Bücherverbrennung für eine Verlagsoffensive gehalten.“
Im Folgenden die zitierten Tweets als Screenshot:



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