"Global March to Gaza": Deutsche Antizionist*innen planen Marsch zur Ägyptisch-Israelischen Grenze
- kpeterl
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Aktualisiert: vor 2 Tagen
TL;DR: „Wir wollen den Status quo nicht hinnehmen“, sagt die moralbewaffnete Antizionistin Melanie Schweizer– und plant, durch die Wüste zu marschiert, um die Palästinänser*innen von Israel zu erlösen.

Wenn der moralische Furor das Denken ersetzt, wird Antizionismus zur Ersatzreligion – und Israel zum letzten Sündenbock einer linken Läuterungsunwilligkeit.
Über das Pathos eines politischen Ausflugs mit Endzeitethos.
Wenn der moralische Furor das Denken ersetzt, wird Antizionismus zur Ersatzreligion – und Israel zum letzten Sündenbock einer linken Läuterungsunwilligkeit.
In der Jungen Welt wird wieder Weltgeschichte geschrieben – nicht von Historikern, sondern von moralisch Bewegten mit Sonnencreme und Selbstgewissheit. Melanie Schweizer, die Jeanne d’Arc der neuen linken Erlösungssehnsucht, kündigt einen Marsch an: Von Al-Arisch durch die Wüste nach Rafah, mit 200 Gleichgesinnten aus Deutschland, unterstützt von Organisationen wie „Palästina spricht“ und der „Jüdischen Stimme für gerechten Frieden“
„Wir wollen den Status quo nicht hinnehmen“,
erklärt Schweizer – und meint damit nicht den antisemitischen Massenmord vom 7. Oktober, sondern die Tatsache, dass Israel es wagt, weiterhin zu existieren.
Denn was Schweizer als „Status quo“ brandmarkt, ist in Wahrheit eine verschobene Projektion. Es geht ihr nicht um Analyse, sondern um Erlösungsrituale. Das zeigt sich schon an der Selbstbeschreibung der Bewegung:
„Wir bestehen aus Einzelpersonen, nicht aus NGOs oder Organisationen.“
Das klingt nach Graswurzelbewegung, meint aber in Wirklichkeit: Wir denken kollektiv, ohne Struktur, aber mit missionarischem Furor.
Und dieser Furor mündet in blanke Dämonisierung:
„Israel begeht einen Völkermord“,
sagt Schweizer, als spräche sie über das Wetter.
In dieser Welt ist die israelische Armee nicht Verteidigungskraft, sondern metaphysisches Unheil. Nicht Gaza ist belagert, sondern die linke Wahrnehmung von Ambivalenz. Keine Erwähnung des 7. Oktober, kein Wort zum Massaker, zu verschleppten Babys, zu verbrannten Familien. Stattdessen:
„Die israelische Regierung hat bereits vor dem 7. Oktober eine Weltkarte der Region in der UNO gezeigt, auf der es kein Palästina mehr gab. Ihr Ziel ist klar: Die Palästinenser sollen als Gesamtheit vernichtet oder vertrieben werden.“
Da ist sie: die argumentative Umkehrung. Eine Karte als Beweis für Völkermordabsicht. Der Hamas-Überfall? Logische Konsequenz! Das antisemitische Massaker? Ein Akt der Notwehr gegen symbolische Aggression! Schweizer liefert das moralische Alibi für den Versuch, ein Land in Trümmer zu schlagen – mit dem Verweis auf eine Karte.
Was in Israels Händen als Vernichtungsgeste gedeutet wird, ist in den Händen deutscher Linker reiner Idealismus. Wenn Antizionist*innen Israel von der Landkarte tilgen – etwa wie das Mitglied im Parteivorstand Die Linke, Ulrike Eifler, mit ihrem „Free Palestine“-Tweet – dann ist das natürlich keine Auslöschung, sondern Vision. Hoffnung. Widerstand. Doppelmoral? Nein, das was Antizionist*innen für „Dialektik“ halten.
„Falls wir Rafah erreichen, steht die unmittelbare Bedrohung im Raum, dass [die israelische Armee] uns direkt angreifen könnte.“
Ein Satz, so irreal, dass selbst Orwell das Manuskript neu sortieren würde. Israel, so das Szenario, soll eine deutsche Wandergruppe auf ägyptischem Territorium angreifen – mit dem Risiko eines internationalen Zwischenfalls. Warum? Weil 200 moralbewaffnete Antizionist*innen aus Deutschland angeblich die strategische Substanz der israelischen Staatsräson bedrohen? Die Hybris dieser Annahme steht in direkter Relation zur politischen Leere der Aktion.
Mit klarem Verstand betrachtet, ist das einzige Szenario mit Realitätsbezug nicht der israelische Luftschlag, sondern das ägyptische Gefängnis. Denn während Israel dämonisiert wird, ignoriert man, dass auch die ägyptische Grenzpolizei wenig Interesse daran hat, dass eine Gruppe postkolonial erleuchteter Erlösungsmissionar*innen an der Grenze zu Gaza Rabatz macht – unter der Parole: „Befreit die Welt vom Judenstaat.“
„Mittlerweile traut man der israelischen Armee zu, dass sie nahezu überall angreifen könnte.“
Israel als globaler Dämon. Als metaphysische Bedrohung. Nicht als Staat mit Grenzen und Verfassung – sondern als Projektionsfläche für linke Selbstverortung. Die israelische Armee wird zum Avatar des Bösen erklärt – weil das bequemer ist, als sich mit islamistischem Terror auseinanderzusetzen.
Und wenn dann eingestanden wird:
„Wir sind uns bewusst, dass wir die Blockade nicht werden durchbrechen können“,
dann bleibt nur noch die Funktion des Marschs als symbolischer Ablass: Als Ersatzhandlung für politisches Denken. Als moralisches Schauspiel mit Wasserflasche und Palituch. Denn es geht nicht um Gaza – es geht um das gute Gefühl, auf der „richtigen Seite“ zu stehen, diesmal ganz ohne KZ, aber mit Kairo-Flug.
„Unsere Regierungen tragen maßgeblich dazu bei, dass der Völkermord nicht beendet wird.“
Ein Satz, der die Geschichte zur Bühne macht, das eigene Land zur Komplizin erklärt und Israel auf die Anklagebank der Weltgeschichte setzt – als hätte der Holocaust nie stattgefunden, oder schlimmer noch: als wäre er endlich weiterverrechenbar.
So endet der Marsch durch die Wüste nicht in Rafah, sondern in der völligen Auflösung historischer Verantwortung. Was als Protest beginnt, wird zur intellektuellen Bankrotterklärung. Kein Gaza befreit. Keine Blockade gebrochen. Kein Denken gewonnen. Nur ein weiteres Kapitel deutscher Selbstverklärung – auf Kosten Israels.
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