Über einen Aufkleber, der lügt
- kpeterl
- vor 3 Tagen
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Aktualisiert: vor 1 Tag
TL;DR: Wenn Zionismus Faschismus ist – war die SS im Warschauer Ghetto dann antifaschistisch? Der Aufkleber lügt. Er nennt sich Antifa, meint aber Antisemitismus. Schuldabwehr mit Kufiya. Wer so spricht, will keine Gerechtigkeit. Er will Feuer.

Da klebt er, der intellektuelle Offenbarungseid auf rotem Grund: „Anti-Fascist – Anti-Zionist“. Zwei wohlfeile Begriffe, zwischen denen ein gefährlicher Kurzschluss knistert wie zwischen nassen Kabeln. Hier wird nicht argumentiert, sondern gefühlt – bevorzugt mit den Knien.
Was sich als Antifaschismus geriert, ist in Wahrheit die Moral-Kosmetik eines Ressentiments, das zu feige ist, „Jude“ zu sagen, und deshalb lieber „Zionist“ flüstert – aber so, dass es jeder hört. Es ist der postmoderne Trickbetrug der Schuldabwehr: Man zeigt auf Israel, um nicht auf sich selbst zeigen zu müssen. Die Deutschen haben schließlich „auch gelitten“, sagen sie – und die Zionisten sind jetzt die neuen Nazis. So elegant kann man sich aus der Geschichte schmuggeln.
Doch wer so denkt, der muss sich eine Frage gefallen lassen, die nicht einmal besonders originell ist, aber umso dringlicher: Wenn Zionismus gleich Faschismus ist – war dann die SS im Warschauer Ghetto eine antifaschistische Organisation? Immerhin bekämpfte sie dort, zionistische Gruppen, die über 90 Ghettos und Lager hinweg Widerstand leisteten. Man mag sich das einmal vorstellen: Der zionistisch angeleitete Aufstand im Warschauer Ghetto – eine faschistische Verschwörung? Hannah Arendt rotiert vermutlich schneller in ihrem Grab als so mancher Diskurs in der linken Hochschulgruppe.
Die Dialektik, die hier bemüht wird – Juden als Täter, Zionismus als Nazismus – ist keine Analyse, sie ist ein Verdacht mit moralischem Halstuch. Denn wer Israel zum Faschismus erklärt, der macht aus seinem Hass eine Pflicht – nicht zufällig, sondern mit Programm. Es ist die billigste aller Entlastungsfantasien: Wenn der jüdische Staat der neue Hitler ist, dann war der alte ja vielleicht doch nicht ganz so schlimm.
Das nennt man Schuldabwehr-Antisemitismus – aber das klingt dem selbsternannten Antifaschisten zu akademisch. Der brüllt lieber, dass er kämpft. Gegen Faschismus. Also gegen Juden. Pardon: gegen Zionisten. Es ist eine politische Schrumpfform des Denkens, die sich Antifaschismus nennt, aber Antisemitismus meint – ein Dadaismus der Rechten im Gewand der Linken.
Wer so redet, will nicht erinnern, sondern endlich vergessen. Er wünscht sich den Holocaust zurück – allerdings mit anderen Vorzeichen. Diesmal soll er moralisch legitimiert, progressiv lackiert und von BDS-zertifizierten Megaphonen verkündet werden.
Der Aufkleber ist keine politische Aussage. Er ist eine Verheißung. Eine Drohung. Eine Einladung zur nächsten Täter-Generation – in Antifa-Jacken und mit palästinensischem Kufiya-Schal.
Wer „Zionismus ist Faschismus“ sagt, will keine Analyse. Er will Feuer.
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