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Trumps rassistisches Theaterstück im Oval Office

  • kpeterl
  • vor 4 Stunden
  • 3 Min. Lesezeit

TL;DR: Trump inszeniert im Oval Office ein Video über einen angeblichen „Völkermord“ an weißen Farmern in Südafrika – mit Musk als Beistand und Ramaphosa als Kulisse. Rassistische Mythen als Außenpolitik. Willkommen im postfaktischen Theater.


Donald Trump überfällt Südafrikas Präsidenten mit einem Video, in dem er einen Völkermord an Weißen behauptet
Donald Trump überfällt Südafrikas Präsidenten mit einem Video, in dem er einen Völkermord an Weißen behauptet

Wie ein Bond-Bösewicht, der seine Gäste nicht mit Martini, sondern mit Propagandavideos und toxischem Narzissmus bewirtet, inszenierte Donald Trump im Oval Office eine makabre Farce: Cyril Ramaphosa, Präsident Südafrikas und unfreiwilliger Statist in diesem grotesken Schauspiel, wurde Zeuge eines Präsidenten, der mit theatralischem Eifer ein Video abspielte, das angeblich den „Völkermord“ an weißen Farmern in Südafrika belegen sollte – eine Behauptung, die sich mit Fakten ungefähr so gut verträgt wie Trump mit Wahrheit.

 

Auf vier verstörenden Minuten flimmerten Bilder über den Bildschirm, die irgendwo zwischen Youtube-Kommentarspalte und Breitbart-Albtraum oszillierten: weiße Kreuze, fliehende Familien, ein Julius Malema in Höchstform, und ein Foto, das – man ahnt es – gar nicht aus Südafrika stammt, sondern aus dem Kongo. Macht nichts. Hauptsache weiß, Hauptsache Opfer, Hauptsache ins Skript passend.

 

Mit im Raum: Elon Musk, der wandelnde Libertarismus-Algorithmus, der seine südafrikanische Herkunft offenbar als moralische Lizenz versteht, sich an der Erzählung vom weißen Genozid zu beteiligen. Gemeinsam mit Trump – einem Mann, der selbst dann noch lügt, wenn er nichts sagt – bildet er die Speerspitze eines Angriffs, der sich als „Sorge um Menschenrechte“ tarnt, aber in Wahrheit kaum mehr ist als ein altbekanntes Rassenschema auf Steroiden.

 

Dass in Südafrika täglich 75 Menschen ermordet werden, darunter im Jahr 2023 exakt 49 Farmer – von denen nicht alle weiß waren, aber alle tot – interessiert in Trumps Parallelwelt nur bedingt. Aus einem strukturellen Gewaltproblem in einer von Kolonialismus und Apartheid verheerten Gesellschaft wird kurzerhand ein rassistisches Märchen gestrickt: Wieder einmal wird das altbewährte Narrativ bemüht: weiße Opfer, schwarze Täter – ein kolonialer Mythos, der schon im alten Rhodesien (dem heutigen Simbabwe) die rassistische Vorherrschaft rechtfertigen sollte und nun als zynische Kulisse für Trumps ‚Völkermord‘-Behauptungen herhalten muss.

 

Die Realität jedoch, diese lästige Nebenfigur in Trumps Drehbuch, verweist auf ein ganz anderes Ungleichgewicht: Laut dem Global Inequality Lab kontrollieren die Nachfahren europäischer Siedler, euphemistisch „Afrikaaner“ genannt, noch immer rund 72 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzflächen – in einem Land, in dem die große Mehrheit nie auch nur ein Hektar Acker ihr Eigen nennen durfte. Doch wer Umverteilung sagt, ruft in Mar-a-Lago sofort „Sozialismus!“ – oder eben „Völkermord“.

 

Und so wurde Ramaphosa, der eigentlich gekommen war, um über bilaterale Beziehungen zu sprechen, zur lebenden Staffage in Trumps Inszenierung. Als er endlich zu Wort kam – was ihm mehr Anstrengung abverlangte als einem Marxisten, im Feuilleton der FAZ zu publizieren – versuchte er es mit einem Zitat von Nelson Mandela. Welch naiver Versuch, einem egomanischen Rechtspopulisten mit dem Geist des Versöhners zu begegnen. Hätte er statt Mandela lieber Macchiavelli zitiert.

 

Trump indes nutzte die Bühne zur Verkündung eines Dekrets, das rund fünfzig Afrikaanern Flüchtlingsstatus in den USA gewährt – als wären sie Dissidenten, nicht Profiteure einer historisch beispiellosen Enteignungsmaschinerie. Und wie reagiert das liberale Establishment? Mit gepflegtem Schweigen. Schließlich kann man auch Rassismus mit Maß und Mitte begegnen.

 

Ramaphosa nannte die Unterstützer dieser Thesen eine „Randgruppe“, die sich am liebsten die gute alte Apartheid zurückwünsche. Er hätte hinzufügen können: Eine Gruppe, die ihre eigene Dekadenz für Dekadenz der Anderen hält und sich lieber ins Opferhemd zwängt, als sich mit der eigenen Geschichte auseinanderzusetzen.

 

Trump hingegen bleibt das, was er immer war: der unheilvolle Clown in einem Zirkus, den andere bezahlen. Er ist nicht nur das Symptom einer politischen Verrohung, sondern deren Erfüllung. Dass er dabei das Format des Oval Office in eine Kulisse für Verschwörungstheorien verwandelt, ist nur folgerichtig. Fehlt eigentlich nur noch, dass er beim nächsten Mal das Video mit der angeblichen Mondlandungsfälschung einspielt.

 

 
 
 
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